Das gesellige Element kommt vielen zu kurz

Vom 24. bis zum 28. Juni wird nunmehr auf einigen Tennisplätzen im Verbandsgebiet des Württembergischen Tennisbundes (WTB) nach rund dreieinhalb Monaten Turnierpause wieder unter Wettkampfbedingungen um Spiel, Satz und Sieg gekämpft. Die Beteiligung an der angebotenen Ersatzrunde allerdings fällt beim WTB im Vergleich zu anderen Landesverbänden eher verhalten aus.

Von Thomas Volkmann

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Das übliche Händeschütteln der Spieler wird in Corona-Zeiten beim Tennis entfallen – die Herrenberger Trainer Dino (rechts) und Fabio Mancarella machen die Abstandsbegrüßung mit dem Berühren der beiden Tennisschläger-Flächen mustergültig vor GB-Foto (Archiv): Holom

Das übliche Händeschütteln der Spieler wird in Corona-Zeiten beim Tennis entfallen – die Herrenberger Trainer Dino (rechts) und Fabio Mancarella machen die Abstandsbegrüßung mit dem Berühren der beiden Tennisschläger-Flächen mustergültig vor GB-Foto (Archiv): Holom

Insgesamt werden in diesem Sommer rund 2500 von ursprünglich knapp 6600 gemeldeten Teams an der WTB-Wettspielrunde teilnehmen. Dies entspricht einem Wert von exakt 38,1 Prozent. Beim Tennisverband Niedersachsen/Bremen mit ähnlich vielen Teams beträgt die Teilnahmequote immerhin 60 Prozent, der Verband Niederrhein meldet gar eine Beteiligung von 75 Prozent. In Bayern als größtem der 17 Landesverbände im Deutschen Tennis-Bund (DTB) nehmen rund 6800 von 12410 Mannschaften an der „Übergangsrunde“ teil – was rund 45 Prozent ausmacht.

Heruntergebrochen auf den Bezirk C (Stuttgart-Böblingen-Calw) ergab sich bei den Aktiven und Senioren eine Rückmeldequote von 36,1 Prozent. In Zahlen ausgedrückt: von 582 Teams (Sechser- und Vierermannschaften) sind ab der Bezirksoberliga beziehungsweise der Staffelliga abwärts „nur“ noch 210 Mannschaften dabei. Ein detaillierter Blick in eine von Bezirkssportwart Jürgen Wacker erstellte Tabelle ergibt, dass der Löwenanteil der Rückzieher in den Altersklassen der Senioren zu verzeichnen war. „Allein bei den Damen 50 und 60 sowie den Herren 60 und 65 sind das rund 100 Mannschaften weniger“, staunte Wacker. Bei den Vierermannschaften ab AK50 etwa ist nur noch jedes sechste Team am Start. Im Unterschied dazu hat im Bezirk bei den Aktiven der Damen und Herren nur jedes dritte Sechserteam zurückgezogen.

Bei der Jugend, die in dieser Saison ohnehin nur mit Viererteams an den Start geht, folgen die Rückmeldungen im hiesigen Bezirk C einem ähnlichen Muster. Von ursprünglich 363 Teams von den U18 bis zum U-12-Kids-Cup sind jetzt noch 135 Mannschaften (37 Prozent), davon 62 bei den U18. „Hauptargument war zumeist die kompliziertere Anreise, aber es scheint auch so, dass sich die Mehrheit mit der Situation arrangiert hat. Man freut sich, dass man überhaupt Tennis spielen darf“, fasst Bezirksjugendwartin Alexandra Christ (Warmbronn) ihre Eindrücke zusammen.

„Wir hätten uns natürlich einen größeren Zuspruch gewünscht, respektieren jedoch die Entscheidung jedes Vereins und jedes Teams, in diesem Jahr nicht an der Spielrunde teilzunehmen. Für alle gemeldeten Teams hoffen wir, dass der Spaß am Tennissport im Vordergrund steht und dass alles reibungslos über die Bühne geht“, sagt Verbandssportwart Rolf Schmid stellvertretend für die Aktiven und Senioren. Absteiger wird es definitiv nicht geben. Für die Saison 2021 sollen die Gruppen, so wie sie für dieses Jahr ursprünglich ausgelost und eingeteilt waren, bestehen bleiben.

Seit kurzem steht zudem fest, dass im Rahmen der Verbandsrunde auch Doppel gespielt werden darf (wir berichteten). Die vor Meldefrist wegen der Corona-Abstandsregeln noch nicht mögliche Paarwertung hat möglicherweise viele Teams davon abgehalten, eine Meldung bis Anfang Juni abzugeben. Dabei hat der WTB den Vereinen und Mannschaften offengelassen, dass sie auch während der Runde ohne Sanktionen noch hätten zurückziehen können, wäre es bei einem Verbot der Doppel-Spiele geblieben. Sehr häufig kommt in den Rückmeldungen der Vereine zum Ausdruck, dass Einschränkungen durch die Kontaktbeschränkungen etwa bei der Anreise oder dem Aufenthalt auf Clubanlagen, Abstandsregeln und Hygienevorschriften ein wenig die Freude an einem Verbandsspieltag nehmen. „Die meisten haben die fehlende Geselligkeit, das fragliche Doppel, die ganzen Vorschriften drumherum genannt. Auf Biegen und Brechen muss man jetzt nicht unbedingt gespielt haben“, fasst Nicole Hofmeister, Sportwartin des TSV Kuppingen, aus ihrem Umfeld zusammen. Mit dabei sein werden lediglich drei Jugendteams („Die Kids wollen unbedingt spielen“) und eine erstmals gemeldete Damenriege, die sich auf das Zustandekommen einer Übungsrunde freut.

„Eigentlich wollten wir unsere Mannschaften komplett zurückziehen, weil es einfach keinen Spaß macht, nach dem Spiel ungeduscht die Anlage zu verlassen, ohne sich mit dem Gegner zusammensetzen zu können“, sagt Uli Gauss (GB-Foto: gb) vom TSV Hildrizhausen. „In letzter Minute haben dann unsere beiden Herren- 40-Mannschaften noch entschieden, gemeinsam eine Mannschaft zu stellen. Ich denke, einigen Spielern geht’s da um Leistungsklassen-Punkte.“ Ähnlich handhaben es die in den Wintermonaten ohnehin gemeinsam trainierenden Herren 40 und 50 des TC Herrenberg, die sich gemeinsam in einer Oberliga-Gruppe bei den Herren 40 den auf sie wartenden Herausforderungen stellen wollen.

Der TC Herrenberg schickt von seinen ursprünglich 18 Mannschaften jetzt noch zwölf ins Rennen, davon acht bei der Jugend. „Wir haben alle unsere circa 60 Mannschaftsspieler zwischen zehn und 18 Jahren angeschrieben und rund 50 positive Rückmeldungen bekommen, nur drei haben sich gegen eine Teilnahme entschieden“, informiert Jugendleiter Andreas Rumm. In den inzwischen vom WTB veröffentlichten Gruppeneinteilungen auf Basis der für dieses Jahr ausgelosten Staffeln finden sich die TCH-Herren in der Oberliga in einer attraktiven Fünfergruppe mit den Spfr. Schwendi, dem TC Kirchheim/
Teck, dem TC Winnenden und dem TC Weissenhof wieder. Im Vergleich zur „Originalgruppe“ fehlt hier einzig der TEC Waldau II. Ähnlich gut fällt das „Ersatzprogramm“ für die Damen in der Verbandsliga aus. Bei ihnen kommen fünf statt ursprünglich sechs Begegnungen zustande.

Von den überwiegend hochklassig spielenden Clubs verzichten der TC Doggenburg, die in der Saison 2017/18 im LK-Race noch als Bundessieger gekürte SV Böblingen und der TEC Waldau Stuttgart (Letzterer mit Ausnahme seines Herren-50-Oberliga-Teams) auf eine Teilnahme an der Ersatzspielrunde, auch die Spvgg. Holzgerlingen setzt in dieser Saison den Mannschaftswettbewerb komplett aus. „Die Absage der Verbandsrunde verbunden mit der gleichzeitigen Ausschreibung der gleichen Runde unter anderem Namen auf freiwilliger Basis bei weiterhin unklaren Rahmenbedingungen fanden wir jetzt nicht so spannend“, sagt Waldau-Geschäftsführer Thomas Bürkle. „Wir waren mit Böblingen und Doggenburg sehr schnell einer Meinung, nicht an dieser Runde teilzunehmen. Uns ist die Infektionsgefahr bei mehreren Verbandsspielen gleichzeitig auf der Anlage unter den momentanen Rahmenbedingungen zu groß. Unsere Argumentation in dieser Sache wurde auch von den Leistungsträgern verstanden, im Seniorenbereich haben wir die Entscheidung den Mannschaften überlassen. Wir freuen uns, dass wir wieder Tennis spielen können, die Trainer arbeiten können und wir überlegen uns Alternativen für den Spätsommer, wenn hoffentlich wieder mehr erlaubt ist“, so Bürkle weiter.

Dass der Seniorenbereich mit 70 Prozent den relativ gesehen größten Aderlass hinnehmen muss, zeigt allein schon der Blick auf die höherklassigen Regionalligen im Südwesten. Dort kommen von 36 Gruppen lediglich neun zustande, darunter jene der Damen mit aus dem Bezirk C stammenden Mannschaften des VfL Sindelfingen und des TC Leonberg. Bei den Herren 65 befindet sich der TC Herrenberg als Rückzieher mit vier weiteren Teams in guter Gesellschaft. Lediglich die badischen Vertreter des TC Bühl und des TC Lörrach hätten die Ersatzrunde spielen wollen – zu wenig für das Zustandekommen einer Gruppe.

Bei den Aktiven beträgt die Beteiligung an der Ersatz-Spielrunde immerhin 50 Prozent, oft gehen erste, zweite oder auch dritte Mannschaften hier in einem Team auf. „Bei uns werden nur die Damen an der Ersatzrunde teilnehmen, die sind nach zwei Aufstiegen hintereinander weiterhin heiß“, sagt Ewald Schmidt, Vorsitzender des TC Mötzingen, und ergänzt: „Sie sind seit langem ohne Niederlage, in der Hallenrunde stand zuletzt auch nur noch ein Spiel aus, das leider nicht mehr stattfand, sonst wären sie auch da aufgestiegen.“ Ebenfalls gemeldet sind, ähnlich wie in Deckenpfronn, zwei Herrenteams als SG mit dem TC Jettingen. Mit seinem eigenen Team der Herren 60 will Schmidt dafür das eine oder andere Freundschaftsspiel organisieren.

Beim SV Bondorf, der in zahlreichen Mannschaftswettbewerben in Spielgemeinschaft mit benachbarten Vereinen aus dem Bezirk E als SG Neckar/Gäu kooperiert, ergab sich laut Regine Trissler-Huhn ein insgesamt positives Bild: „Von den neun Jugendmannschaften, die unter Neckar/Gäu gemeldet waren, haben nur zwei zurückgezogen. Wir haben die Eltern darüber informiert, dass jeder auf eigene Verantwortung und eigenes Risiko an der Corona-Runde teilnehmen kann. Die Rückmeldungen waren hier wie immer jedoch schleppend. Unser Trainer Marcus Krauss hat einen internen Wettbewerb gestartet, damit die Jugendlichen viel miteinander spielen. Für die, die am häufigsten spielen, gibt es attraktive Preise. Und da die Juniorinnen gleichzeitig auch unser Damenteam sind, haben Letztere zurückgezogen, zumal immer noch nicht klar ist, mit wie vielen Autos zu einem Spiel gefahren werden muss.“ Für die Bondorfer Sportwartin bedauerlich ist, dass ihr eigenes Team der Damen 40 (Oberliga) zurückgezogen hat. „Corona war allerdings nicht der Grund“, merkt die amtierende Hallenbezirksmeisterin der Damen 50 an.

Uli Gauss

Uli Gauss

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Erstellt:
13. Juni 2020

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