Das neue Zuhause mit Leben erfüllen
„Gäubote“-Weihnachtsaktion: „Miteinander – Füreinander“ unterstützt mit seinem Projekt „Menschenskinder!“ die Gartengestaltung einer Waldhaus-Wohngruppe im Herrenberger Steingraben.
Lesedauer: ca. 3min 35secJeder Mensch braucht einen Ort, wo er sich geborgen fühlt, akzeptiert und angenommen – kurz: ein Zuhause. Das gilt besonders für Heranwachsende. Sie können ihre Lebensumstände (noch) nicht selbst gestalten und sind bei familiären Problemen oft die Leidtragenden. Die „Gäubote“-Weihnachtsaktion unter dem Motto „Menschenskinder!“ will in Kopperation mit dem Arbeitskreis „Miteinander – Füreinander“ hierfür einen Beitrag leisten.
In besonders schwierigen Lebenssituationen kann es notwendig sein, dass Kinder und Jugendliche ihr häusliches Umfeld verlassen – für eine Weile oder für immer. In dieser für sie sehr schwierigen Situation benötigen sie ein gutes, verlässliches Umfeld, ein Zuhause auf Zeit. Einen Ort wie das vom Waldhaus betriebene Familienzentrum im Herrenberger Steingraben, wo seit 2010 eine Wohngruppe mit acht Kindern und Jugendlichen im Alter von zwölf bis 21 Jahren sowie eine Verselbstständigungsgruppe für sechs junge Menschen ab 16 Jahre besteht. Auch die soziale Gruppenarbeit – ein Angebot für Grundschüler zwischen sechs und 14 Jahren mit besonderem Unterstützungsbedarf, die in belasteten Situationen leben – ist hier untergebracht. An drei Nachmittagen pro Woche erfahren sie hier Zugehörigkeit, intensive Betreuung und Förderung.
Diese drei Angebote in Herrenberg sind nur ein kleiner Teil des Engagements, mit dem sich das Waldhaus seit über 60 Jahren aktiv für die Belange von jungen Menschen und ihre Familien einsetzt. Die Arbeit der gemeinnützigen und sozialpädagogischen Einrichtung der freien Kinder- und Jugendhilfe mit Stammsitz in Hildrizhausen ist in vier Bereiche unterteilt: stationäre Hilfen zur Erziehung, ambulante und teilstationäre Hilfen zur Erziehung, kommunale Jugend(sozial)arbeit und Jugendberufshilfe. Ziel ist es dabei stets, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene so zu stärken, dass sie ihr Leben selbstständig in die Hand nehmen können und in der Lage sind, sich selbst zu helfen. Die Mitarbeiter des Waldhauses betreuen derzeit rund 500 Kinder und Jugendliche in verschiedenen Settings.
Für die 14 Bewohner der Herrenberger Wohngruppe ist das Haus im Steingraben ein Zuhause auf Zeit. Hier verbringen sie Monate oder Jahre ihres Lebens, durchleben oft schwierige Phasen, durchlaufen wichtige Schritte in ihrer Entwicklung und werden von den Betreuern auf ihrem Weg zum Erwachsenendasein eng begleitet. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Situationen in die Gruppe, meist ist dies nicht ihr eigener Wunsch, sondern fremdbestimmt. Es ist eine gewaltige Umstellung für sie, ihr Alltag, ihre Bezüge, ihr ganzes Leben wird auf den Kopf gestellt. In der Wohngruppe bekommen sie eine klare Struktur und einen Rahmen für ihren Alltag, Grenzen werden ihnen gesetzt, doch können sie in einigen Bereichen auch mitbestimmen.
„Unser Ziel ist es, das Haus im Steingraben als Zuhause immer wieder neu mit Leben zu füllen“, erklärt Waldhaus-Mitarbeiterin Cordula Breining, die in Herrenberg die Erziehungsleitung innehat. „Im Gespräch mit den Kindern kristallisierte sich heraus, dass sie den Garten und die Terrasse gern aufpeppen würden. Der Garten hat viel Potenzial, das bisher nicht gut genutzt wird. Da kann man viel mehr draus machen“, erläutert Breining. Zusammen mit den Betreuern und den Kindern der Sozialen Gruppenarbeit wollen die Bewohner im Steingraben nun die das Haus umgebenden Außenanlagen verschönern. Garten und Terrasse sollen attraktiver, die Aufenthaltsqualität für alle Nutzer erhöht werden. „Die Herausforderung liegt darin, dass der Garten für alle Altersgruppen attraktiv werden soll, er muss also für Menschen zwischen sechs und 20 Jahren etwas bieten“, erklärt Waldhaus-Mitarbeiterin Sarah Hauser, die bei der Ideenfindung mit dabei war. „Der Garten soll ein Ort werden, der von den Kindern und Jugendlichen gern und viel genutzt wird, an dem sie sich wohlfühlen, sich ausprobieren und austoben können. Deshalb sollen vor allem ihre Wünsche umgesetzt werden.“
Erste Ideen hierfür gibt es bereits. So wollen die Bewohner mit den Betreuern zusammen eine Grillstelle mauern und dazu Gartenmöbel für eine Sitzlounge aus Paletten bauen. Ein weiterer Wunsch ist es, eine feste Tischtennisplatte aus Stein aufzustellen, die Wind und Wetter standhält. Die bereits vorhandene und gern genutzte Schaukel soll durch andere Spielgeräte oder mobile Spielsachen wie etwa eine Slackline oder bewegliche Fußballtore ergänzt werden. Auch ein kleiner Nutzgarten mit Hochbeeten soll entstehen, wo die Gruppen gemeinsam verschiedene Gemüse- und Obstsorten anbauen können. „So können die Kinder und Jugendlichen lernen, wie die unterschiedlichen Pflanzen wachsen, dass man sich regelmäßig darum kümmern muss, aber auch, wie es schmeckt, selbst angebautes und geerntetes Gemüse und Obst zu essen. Was gibt es Besseres als selbst gepflanzte Tomaten oder Himbeeren direkt vom Strauch zu essen?“, schwärmt Sarah Hauser.
Auch die bislang kaum genutzte Terrasse soll verschönert werden. All dies kostet Geld, doch gibt es für derlei Maßnahmen keine Fördertöpfe, auf die man zurückgreifen könnte. Deshalb sollen Spendenbeträge der „Gäubote“-Weihnachtsaktion auch in dieses Gartenprojekt fließen. „Wenn das Gartenprojekt bei den Kindern das Gefühl erzeugt: Hey, wir haben zusammen den Garten gestaltet – dann ist das Ziel schon erreicht. Denn etwas das ich selbst mitgestalten konnte, wo ich am Prozess beteiligt war, nehme ich auch gerne an“, betont Cordula Breining.