Den Menschen ein Licht spenden

Wodurch erlangt man wahre Freude und wie kann man anderen Menschen eine Freude machen? Die fünfte Veranstaltung im Rahmen des Gäufestivals hatte sich zum Ziel gesetzt, Impulse zu den Themen „Erfreuen“ und „Ein Herz für Menschen“ zu setzen. Und damit den Menschen ein Licht zu spenden.

Von Jenny Schwartz

Lesedauer: ca. 3min 17sec
Flashmob mit Blasinstrumenten samt Start von weißen Tauben auf dem Marktplatz GB-Foto: Bäuerle

Flashmob mit Blasinstrumenten samt Start von weißen Tauben auf dem Marktplatz GB-Foto: Bäuerle

Posaunenklänge schweben über den Herrenberger Marktplatz, Friedenstauben fliegen, glücklich aus ihrem Käfig befreit, in die Luft. Ein Anblick, der den Menschen Hoffnung und Freude bringen soll – denn genau darum sollte es bei der fünften Live-Veranstaltung des Gäufestivals gehen. „Wir Christen möchten inmitten unruhiger und unstabiler Zeiten ein Herz für Menschen zeigen“, richtet sich Martin Höfer, Koordinator des evangelischen Gäufestivals, an die Zuschauer. Die Tauben seien ein Zeichen für den Frieden, der den Menschen im Alltag oft geraubt werde.

Während die Umstehenden gemeinsam mit Begleitung des Posaunenchors Deckenpfronn singen, staunen einige auch über das große Kreuz, das die Veranstalter mitgebracht haben. Ein Herz aus Lichtern ist davor aufgebaut, denn die Organisatoren möchten damit ein Zeichen der Versöhnung setzen. „Als Christen und Kirchen möchten wir ganz offen heute um Vergebung bitten, wo wir versagt, enttäuscht oder uns schuldig gemacht haben“, erklärt Martin Höfer.

Doch heute solle es nicht nur darum gehen, zuzuhören, sondern auch aktiv zu werden. Deshalb ruft Höfer kurze Zeit später dazu auf, einander gegenseitig eine Freude zu machen und zu einem gemeinsamen Essen in die umliegenden Herrenberger Gaststätten einzuladen. Die Wirtschaften habe der Deckenpfronner bereits vorgewarnt. „Und es ist total cool, wie offen die Besitzer für diese Aktion waren“, freut sich Martin Höfer.

Das Gäufestival zeigt, wie groß der Zusammenhalt ist, wenn es darum geht, Menschen glücklich zu machen. „Wir bekommen bei jeder Veranstaltung viel Unterstützung von verschiedenen örtlichen Vereinen“, staunt Martin Höfer. Und auch einige Referenten von außerhalb hätten sich von der Aktion sofort begeistert gezeigt und bereiterklärt, selbst Impulse zu geben. Für diese fünfte Veranstaltung konnte Martin Höfer zum Beispiel drei Redner organisieren, die das Programm in der Stiftskirche weiterführen und ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen zu den Themen „Freude“ und „Herz für Menschen“ äußern.

Den Anfang macht Friederike Schmalfuß, die seit Januar in Herrenberg als Pfarrerin tätig ist und sich in ihrem Impulsvortrag vor allem auf das Thema „Herz für Menschen“ konzentriert. „Als ich auf das Thema angesprochen wurde, ist mir zuerst folgender Satz eingefallen“, startet sie: „Der Mensch denkt, und Gott lacht.“ Damit sei aber nicht gemeint, dass Gott einen auslache, sondern dass das Leben seinen eigenen Weg gehe. „Gott hat immer eigene Pläne mit uns, aber das bedeutet nicht, dass wir kein Mitgefühl gegenüber anderen Menschen zeigen dürfen“, findet Schmalfuß. „Auch wenn wir die Wege nicht verstehen, sollten wir Liebe und Barmherzigkeit zeigen und einander vergeben.“

Der syrische Pastor Hussam Chamoun setzt den Schwerpunkt seiner Predigt dagegen auf das Thema „Freude“ und berichtet in diesem Zuge von seiner eigenen Geschichte, von der Suche nach wahrem Glück. „Die Menschen sollen wissen, dass Jesus die beste Quelle ist, um Ruhe zu finden. Gerade in der turbulenten, heutigen Zeit suchen die Menschen nämlich oft Halt.“ Chamoun spricht da aus eigener Erfahrung. Schließlich ist er im Jahr 1990 von Syrien nach Deutschland geflohen, in der Hoffnung auf ein glücklicheres und friedvolleres Leben. „In Deutschland habe ich festgestellt, dass dieses Land zwar vieles möglich macht, aber nicht die Quelle wahrer Freude für mich ist“, gibt er zu. Diese Quelle habe er später in einem Gespräch mit einem Theologiestudenten gefunden, der ihn dazu motiviert habe, das Wort Gottes zu lesen. „Ich habe damals ein Stoßgebet zum Himmel geschickt, das aber eigentlich gar nicht ernst genommen“, erinnert sich Chamoun. „Aber kurz darauf hat sich etwas in meinem Inneren verändert.“ Inzwischen lebt er in Münster und hat dort eine internationale Glaubensgemeinde gegründet, die Menschen mit ähnlichen Hintergründen Hoffnung geben soll.

Mit dem Thema „Hoffnung“ kennt sich auch Tobi Kley aus. Der ehemalige Profi-Boxer beschäftigt sich hauptberuflich mit Jugendlichen aus sozial benachteiligten Umfeldern, denen er mithilfe von Erlebnispädagogik in den Bergen helfen und Hoffnung geben möchte. Kley begleitet
das Gäufestival die ganze Woche über
und darf das Schlusswort halten. „Meine wichtigste Erkenntnis zum Thema ’Freude’ ist, dass man zwei Dinge oft durcheinanderbringt“, erklärt der fünffache Vater
aus Neuenstein. „Wahre Freude und einfaches „Happysein.“ Der Unterschied liegt für ihn darin, dass das „Happy-Gefühl“ nur temporär sei, während man wahre innerliche Freude durch Jesus bekomme. „Ich habe festgestellt, dass man durch Jesus selbst dann Freude empfindet, wenn die Lebensumstände einem gar keinen Grund dazu geben“, teilt Kley seine Erfahrungen mit den Zuhörern. „Das Fundament der Freude sollte deshalb also Jesus sein.“

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Erstellt:
12. März 2020

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