Der TV Gültstein ist „absolut konkurrenzfähig“
Fußball: Nach dem Klassenaufstieg über die Relegation ist die Vorfreude beim TV Gültstein auf die Kreisliga A2 riesengroß. Torwart Andreas Lange beendet Karriere, für ihn kommt Akin Celik aus Mötzingen.
Lesedauer: ca. 3min 41sec„Komisch, aber schön“. Wenn Holger Schulz auf die jüngst abgelaufene Saison zurückblickt, genauer auf die letzten Wochen der Relegationsspiele in die Kreisliga A2, dann macht sich große Zufriedenheit bei ihm breit. Und dennoch kommt der Trainer des TV Gültstein parallel dazu nicht aus dem Kopfschütteln raus. „Das ist schon ziemlich verrückt, was sich in den letzten knapp drei Wochen abgespielt hat. Wir waren eigentlich weg vom Fenster, in der Relegation ausgeschieden. Und jetzt dürfen wir doch noch den Aufstieg feiern.“ Den Sportfreunden Gechingen sei dank, die sich in der Relegation zur Landesliga gegen die SG Deißlingen durchsetzten und dadurch gleich vier weiteren Mannschaften aus hiesigen Gefilden ebenfalls den Sprung in die jeweils nächsthöhere Klasse ermöglichten (wir berichteten). Eines dieser Teams war der TV Gültstein, der in der kommenden Saison in der A2 randarf.
In der Saison 2008/09 war der TVG aus dieser Kreisliga A2 abgestiegen. Es folgten düstere Zeiten für das einstige Aushängeschild im Fußballkreis Böblingen, das zu Beginn der 1970er noch in der Ersten Amateurliga für Furore sorgte. Der Tiefpunkt war in der Saison 2013/14 erreicht, als die Gültsteiner in der Kreisliga B5 den vorletzten Tabellenplatz belegten – gerade einmal einen mickrigen Zähler mehr auf der Habenseite als Schlusslicht TV Darmsheim III. In der Winterpause davor hatte der TVG aber bereits die Reißleine gezogen und die Weichen für eine erfolgreichere Zukunft gestellt. In Steffen Reutter kam eine Vereinslegende vom SV Rohrau zurück, die auch gleich noch den Posten des Abteilungsleiters übernahm. Im Sommer holte der neue Gültsteiner Fußballchef noch Holger Schulz mit an Bord, der seitdem den Trainerposten innehat. „Holger war und ist ein absoluter Glücksgriff für uns“, lässt Steffen Reutter kein Blatt zwischen sich und seinen Trainer kommen.
Diese Nibelungentreue hat sich in der just abgelaufenen Runde ausgezahlt. Der Aufstieg – wenn auch letztlich mit Glück und indirekt über die Relegation – sei „für alle Beteiligten die Belohnung für all unsere Mühen über die vergangenen Jahre“, sagt Steffen Reutter. Der Erfolg gebühre sowohl den Spielern und Trainern, als auch der Mannschaft dahinter. „Alle zusammen wollten wir den TVG wieder nach vorne bringen, das ist uns Stück für Stück gelungen“, platzt der Abteilungsleiter regelrecht vor Stolz und gibt die Blumen an seine Mitstreiter weiter. An Markus Krapf und Andreas Lange, die als Stellvertreter ihm den Rücken freihalten. An die beiden Spielleiter Christoph Reutter und Patrick Baur sowie an Kassier Pascal Maier, Betreuer Niklas Schmid und Jugendleiter Marcel Bernhart. „Wir sind alle gute Freunde, haben einst zusammengekickt und hier vor bald zehn Jahren ein tolles Projekt gestartet, das über die Jahre gesund gewachsen ist“, so Steffen Reutter.
Dieses Projekt wird nun in der Kreisliga A2 fortgesetzt. Das Fundament, das über die Jahre gelegt wurde, erscheint sehr stabil. Um die Finanzen sieht es auch gut aus. „All das war zu Beginn unserer Arbeit unvorstellbar“, muss sich Steffen Reutter hin und wieder selbst zwicken, um einen Traum ausschließen zu können. Deshalb wird an der Marschroute auch nichts verändert. Spieler, die auf Geld aus sind, beißen beim TVG auf Granit. „Sobald die Frage nach der Kohle kommt, beenden wir das Gespräch“, zeigt der Gültsteiner Abteilungsleiter keinerlei Anzeichen für irgendwelche Kompromisse. Deshalb werde sich personell zur kommenden Runde auch nicht viel ändern. In Josia Schmolla, der zum künftigen Ligakonkurrenten SV Nufringen wechselt, und Andreas Lange, der seine Karriere beendet, dem TVG aber als Torwarttrainer erhalten bleibt, wird es nur zwei Abgänge geben.
Dem gegenüber stehen vier Zugänge von den eigenen Junioren, darunter in Jakob Kalmbach und Nico Reimann auch zwei Akteure, die schon in der abgelaufenen Saison häufig zum Einsatz kamen. Auch die Juniorenspieler Jimmy Schmidt und Noah Ott dürfen sich ab dem Start der Vorbereitung erstmals bei den Aktiven beweisen. Von außerhalb, genauer vom SV Mötzingen, gesellt sich lediglich Torhüter Akin Celik zu der Gültsteiner Mannschaft. „Ein guter Junge, der super zu uns passt“, freut sich Holger Schulz auf seinen neuen Torhüter. In der Breite sieht der TVG-Coach seine Mannschaft bestens aufgestellt – und stuft diese als „absolut konkurrenzfähig“ ein. „Die Vorfreude auf viele neue Gegner, auf viele neue Sportplätze, ist bei uns riesengroß.“ Das erklärte Ziel, wie für einen realistisch vorgehenden Aufsteiger üblich, ist der Klassenerhalt. „Das wird nicht einfach werden“, ahnt Holger Schulz, was auf ihn und sein Team zukommen wird. „Aber wir werden definitiv nicht chancenlos ins Rennen gehen. Unsere Leistungen in den Relegationsduellen lassen mich positiv nach vorne blicken.“
Die kommende Saison in der Kreisliga A2 werde, so der TVG-Trainer weiter, „hochinteressant“ werden. „Man muss sich nur mal anschauen, welche Mannschaften sich da alles tummeln. Ich freue mich ehrlich auf jedes einzelne Spiel und auf etliche Derbys, die es eine Zeit lang nicht mehr gegeben hat.“ Was sich auf keinen Fall wiederholen darf, sind längere Durststrecken – wie in der Rückrunde der abgelaufenen Saison geschehen. „In dieser Hinsicht müssen wir viel konstanter auftreten. Aber ich bin insgesamt guter Dinge, da mein Team gegen spielerisch auftretende Mannschaften deutlich besser agiert als gegen tiefstehende Teams.“