Fünf Spieler von anderen Vereinen verstärken den Kader, drei Kicker aus der eigenen A-Jugend stoßen zu den Aktiven, drei Akteure verlassen den Club: Der Bezirksligist VfL Herrenberg hat seine Planungen für die kommende Runde weitgehend abgeschlossen, im Laufe der Woche soll es zudem noch eine Entscheidung darüber geben, ob ein Stürmer verpflichtet wird.
Mit dem 29-jährigen Michael Heldmayer verliert Herrenberg einen Führungsspieler GB-Foto (Archiv): Schmidt
Der VfL Herrenberg hat in der aktuell unterbrochenen Runde in 19 Spielen 49 Gegentore kassiert, ein schlechter Wert. Vor diesem Hintergrund war klar, in welchem Mannschaftsteil sich der VfL verstärken muss – in der Defensive. Vom Türk. SV Herrenberg wechselt Arif Özgül zum VfL. Der 23-Jährige kehrt damit zu seinem Heimatclub zurück, er spielte beim VfL schon in der Jugend. „Ich plane Arif als linken Außenverteidiger ein“, sagt Herrenbergs Trainer Benjamin Maier. Özgül hat seine Qualitäten aber nicht nur im Duell Mann gegen Mann, er schießt auch gefährliche Standards.
Fabian Mücke ist einFührungsspieler
Vom Landesligisten TSV Ehningen kommt Fabian Mücke zum VfL Herrenberg. Benjamin Maier kennt ihn aus gemeinsamen Zeiten beim VfL Nagold, der 25-jährige Mücke war ein halbes Jahr lang Co-Trainer von Maier, als dieser die U19 der Nagolder coachte. Maier: „Uns ist es gelungen, Fabian von unserem Gesamtkonzept zu überzeugen.“ Gesamtkonzept bedeutet: Der VfL leitet einen Umbruch ein, er baut auf ein großes Trainerteam, er baut die physiotherapeutische Betreuung aus, er will mittelfristig den Aufstieg in die Landesliga ins Visier nehmen. „Fabian ist für mich ganz klar ein Führungsspieler“, sagt Maier, der dem ehemaligen Verbandsligaspieler eine hohe Spielintelligenz, taktisch kluges Verhalten und eine hohe Passsicherheit attestiert. Mücke ist ein Kandidat für die Innenverteidigung.
In Rico Wentsch verlässt ein erfahrener Spieler den VfL, der zudem als Co-Trainer von Maier fungierte. „Wir hatten ein tolles Verhältnis und waren auf einer Wellenlänge. Es ist schade, dass Rico uns verlässt“, sagt Maier. Er könne allerdings dessen Entscheidung nachvollziehen. Wentsch wechselt zum TSV Trillfingen, er wohnt auch in dem Haigerlocher Stadtteil. Bisher war Wentsch an Trainingstagen von frühmorgens Richtung Arbeit bis spätabends nach den Übungseinheiten unterwegs, künftig hat er wenige Meter zum Sportplatz zurückzulegen.
Die Herrenberger sahen sich also gezwungen, einen neuen Co-Trainer zu verpflichten. Maier: „Für mich ist ein Co-Trainer wichtig, um in Gruppen arbeiten zu können.“ In Marc Bühler hat Maier in der nächsten Runde einen spielenden Co-Trainer an seiner Seite, mit dem er schon ein halbes Jahr lang die Bezirksligamannschaft des VfL Nagold gecoacht hat. „Das hat sehr gut funktioniert“, sagt Maier, der Bühler von den Sportfreunden Salzstetten nach Herrenberg lotste. Der 27-jährige Bühler ist ebenfalls ein Kandidat für die Defensive. Deniz Bas ist ein weiterer Neuzugang vom VfL Nagold, dort hat der 24-Jährige schon Verbandsligaerfahrung gesammelt, studien- und verletzungsbedingt musste er allerdings einige Jahre kürzertreten. Maier: „Deniz ist jung und bringt dennoch eine gewisse Erfahrung mit. Er ist beidfüßig sehr gut, dynamisch und robust in den Zweikämpfen. Er kämpft sich in die Duelle.“ Bas ist stark in der Defensive, sucht aber auch den Weg in die Offensive. „Er kombiniert beides, er schlägt auch gute Standards“, sagt Maier. Ebenfalls von einem Landesligisten kommt Till Tropsch, er wechselte im vergangenen Sommer zum FC Gärtringen. Dort sah er sich innerhalb des Teams großer Konkurrenz gegenüber, entsprechend hatte er weniger Einsatzzeiten, als er sich wohl erhofft hatte. Tropsch ist ein Kicker mit sehr guten Anlagen, beim VfL Herrenberg bekommt er in der Bezirksliga nun die Zeit, diese zu entwickeln. „Manchmal ist ein Schritt zurück für die Entwicklung sinnvoll“, so die Einschätzung von Maier, der den 20-Jährigen als Mann für die Offensive sieht. „Till ist ein richtig guter Fußballer, er hat gute Abschlüsse und bereitet Tore vor“, sagt Maier, der Tropsch seit dessen Zeiten in der B-Jugend kennt.
Die beiden weiteren Abgänge neben Wentsch sind Michael Heldmayer und Peter Steimle. Der 29-jährige Heldmayer übernimmt den Posten des Co-Trainers beim Bezirksligarivalen VfL Stammheim. „Wir trennen uns im Guten, ich wünsche ihm viel Erfolg in seiner neuen Position“, sagt Maier. In Peter Steimle kehrt ein Stürmer den Herrenbergern den Rücken. Steimle und der Verein führten intensive Gespräche, letztlich aber fanden beide Seiten keinen gemeinsamen Nenner. Noch ist unklar, wohin es Steimle ziehen wird.
„Mit Michael, Rico und Peter verlieren wir Qualität, sportlich und auch menschlich. Wir bekommen aber auch viel Qualität hinzu“, sagt Herrenbergs Sportlicher Leiter Giuseppe Costanza, „wir bekommen mehr Leben in das Team, wir haben wieder eine Konkurrenzsituation.“ Costanza führt auch die Bedingungen des VfL ins Feld, warum etliche Akteure von höherklassigen Teams den Weg nach Herrenberg gefunden haben. Die Trainingsbedingungen seien gut, die Spieler würden umfassend betreut, in Tim Rühle gibt es einen Athletiktrainer, der sich zum einen um die Fitness der Akteure kümmert, der aber auch angeschlagene Spieler unter seine Fittiche nimmt, um diese durch ein zielgerichtetes Training wieder an die Mannschaft heranzuführen. Zu den Neuzugängen stoßen noch drei Spieler aus der eigenen Herrenberger A-Jugend zum Kader: Marcel Welte, Christian Warnke und Jonas Salmen. „Wir machen ihnen die Tür auf und geben ihnen die Chance in der Bezirksliga. Durch die Türe müssen sie selbst durchgehen“, sagt Costanza, der die Planungen des VfL für „weitgehend abgeschlossen“ hält. Mit einem Angreifer sind die Herrenberger noch im Gespräch, die Entscheidung über eine mögliche Verpflichtung soll in dieser Woche fallen.