Die Bezirksgrenzen werden aufgelöst

Die Mannschaftszahlen im A- bis C-Jugendbereich stagnieren im Verbandsgebiet des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) oder sind sogar rückläufig. Deshalb hat der WFV in enger Abstimmung mit den Bezirken die Struktur des Spielbetriebs geändert und zieht ab dem Spieljahr 2020/21 mit Landes- und Regionenstaffeln zwei neue beziehungsweise geänderte Spielklassen ein.

Von Andreas Gauss

Lesedauer: ca. 3min 16sec
Szene aus dem diesjährigen A-Jugend-Pokalfinale zwischen der SG Gärtringen/Aidlingen (links) gegen den VfL Sindelfingen: Im kommenden Spieljahr gibt es unterhalb der Bezirksstaffel eine Qualifikationsrunde GB-Foto (Archiv): Vecsey

Szene aus dem diesjährigen A-Jugend-Pokalfinale zwischen der SG Gärtringen/Aidlingen (links) gegen den VfL Sindelfingen: Im kommenden Spieljahr gibt es unterhalb der Bezirksstaffel eine Qualifikationsrunde GB-Foto (Archiv): Vecsey

Die bisherigen Bezirksstaffeln von der A- bis zur C-Jugend fallen weg. Zudem wird in allen drei Altersklassen ein bezirksübergreifender Jugendspielbetrieb installiert. Auf dem jüngsten Staffeltag hat Bezirksjugendleiter Roland Ungericht (SV Rotfelden) die Vereine im Bezirk informiert. Obwohl der hiesige Bezirk mit rund 100 aktiven Vereinen bei der Anzahl der Jugendmannschaften noch relativ gut dasteht, ist für Ungericht klar: „Die Zusammenlegung war schon die richtige Entscheidung.“

Er verweist auf den Nachbarbezirk Nördlicher Schwarzwald (Kreis Freudenstadt), der fürs anstehende Spieljahr 2019/20 lediglich 14 A-Jugendteams zusammenbekommen hat, neun Mannschaften in der Bezirksstaffel und gerade einmal fünf in der Leistungsstaffel. „Da ist kein Spielbetrieb mehr möglich, der auf das unterschiedliche Spielniveau der A-Jugenden Rücksicht nehmen kann“, meint Ungericht. Sprich: eine leistungsschwache Mannschaft kassiert hohe, bis zum Teil zweistellige Niederlagen – die Abmeldung eines solchen Teams ist programmiert. Im Bezirk Alb (Kreise Tübingen und Reutlingen) sind fürs kommende Spieljahr immerhin 33 Mannschaften gemeldet. Der Bezirk Böblingen/Calw verfügt über 30 Teams, fünf weniger als noch 2018/19.

Eine vor rund vier Jahren vom WFV gebildete Kommission, die über ein verbessertes Spielklassensystem sowohl bei der Jugend als auch bei den Erwachsenen debattierte, hat ein neues Jugendspielsystem nach der Formel „1-3-9“ vorgeschlagen. Das bedeutet, dass auf Verbandsebene aus den Verbandsstaffeln Nord und Süd nunmehr eine Staffel („1“) gebildet wird. Darunter wird eine neue Spielklassenebene, die Landesstaffel mit drei Staffeln (Nord, Mitte, Süd) eingezogen. Die bisher 16 Bezirksstaffeln bei A- und B-Jugend werden in sogenannte Regionenstaffeln umgeändert. Dann aber wird künftig nur noch in neun Staffeln gespielt.

Die 1-3-9-Struktur wurde beim Verbandstag im vergangenen Jahr beschlossen und wird nun bis zum Spieljahr 2020/21 umgesetzt. Die anstehende Saison 19/20 bildet ein Übergangsjahr, das vor allem für die A- und B-Jugend eine positive Auswirkung hat. Der Meister der Bezirksstaffel wird direkt aufsteigen und nicht – wie die letzten vier Jahrzehnte – Aufstiegsspiele bestreiten müssen. Allerdings wird der Bezirksstaffel-Meister von Böblingen/Calw in die dann neu gebildete Landesstaffel Mitte aufsteigen. In dieser Landesstaffel sind die Bezirke Böblingen/Calw, Alb, Nördlicher Schwarzwald, Neckar/Fils und Ostwürttemberg (früher Kocher-Rems) zusammengefasst.

Auf den Bezirk kommt zur übernächsten Saison 2020/21 der Umstand zu, dass die Bezirksgrenzen in südlicher Richtung aufgelöst werden. Roland Ungericht: „Von der C- bis zur A-Jugend organisieren wir dann zusammen mit dem Bezirk Alb und dem Bezirk Nördlicher Schwarzwald den Spielbetrieb.“ Im Ergenzinger Sportheim haben sich die Bezirksjugendleiter schon vor über einem halben Jahr zusammengesetzt und über die künftige Zusammenarbeit beraten. Fest steht, so Ungericht, dass die Staffelleiter aus den jeweiligen Bezirken nicht wie bisher alle drei Altersklassen abdecken müssen. „Wir teilen das auf, unser Bezirk übernimmt den C-Jugend-Spielbetrieb, der Bezirk Alb macht die A-Jugend und der Nördliche Schwarzwald die B-Jugend“, so Ungericht über die vorgesehene Organisationsform. Dies beinhaltet auch die Leistungs- und Kreisstaffeln. Ungericht: „Das ist sinnvoller, da man zum Beispiel in der C-Jugend einen hohen Koordinationsaufwand hat, spielen in diesem Jahrgang doch die Konfirmationstermine im Spielplan eine große Rolle.“

Qualifikationsrunden gibt es nun
auch in der A- und B-Jugend

Gewöhnen müssen sich die Clubs daran, dass unterhalb der Bezirksstaffeln nunmehr auch in der A- und B-Jugend Qualifikationsstaffeln eingeführt werden. So wird es in 2019/20 keine Leistungsstaffel mehr geben. Geplant ist eine einfache Runde mit zehn Mannschaften pro Quali-Staffel bis Ende November, die Rückrunde wird dann in einer einfachen Runde in einer Leistungs- und in einer Kreisstaffel ausgerichtet. Wer unterhalb der künftigen Regionenstaffel im übernächsten Spieljahr in den Leistungsstaffeln spielen soll, wird, so Ungericht, voraussichtlich auch in einer Qualifikationsrunde im Herbst 2020 entschieden. Alle drei Bezirke zusammengenommen, werden dann wohl, davon geht der Fußballfunktionär aus Rotfelden aus, zwei Leistungsstaffeln gebildet werden: „Der Rest sind dann lauter Kreisstaffeln.“

Neu ist übrigens, dass Vereine, die sich in einer Randlage in einem der Bezirke befinden, auch in einen benachbarten Bezirk wechseln können, wenn sich damit ein Jugendspielbetrieb – etwa in einer Spielgemeinschaft – besser organisieren lässt. So werden im Bezirk Alb voraussichtlich die Vereine im Reutlinger/Pfullinger Raum und auf der Schwäbischen Alb eher in Richtung Donau spielen. Und in Böblingen/Calw, so fügt Ungericht an, „ist es für den TSV Waldenbuch vielleicht geschickter in Richtung Stuttgart zu spielen, als nach Klosterreichenbach im Kreis Freudenstadt zu fahren“.

Lesen Sie dazu auch den nebenstehenden Artikel „C-Jugend hat noch Aufstiegsspiele“ auf dieser Seite.

Roland Ungericht

Roland Ungericht

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Erstellt:
29. August 2019

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