Die Rallye wartet mit Schwierigkeiten auf

Von Thomas Morawitzky

Die Veteranen starten am Sonntag mit ihren Oldtimern zur großen Landfahrt von Gültstein aus. Es sind mehr als 100 Fahrer gekommen, um ihre Schätze zu zeigen und auszuführen – und gleich nebenan haben sich die Freunde des Motorrads aus Pfäffingen niedergelassen, veranstalten sie ihr Maico-Treffen erstmals im Schulterschluss mit dem Motorsportclub Herrenberg.

Die Rallye wartet mit Schwierigkeiten auf

Offen unterwegs: Dieser Oldtimer macht sich auf zur Gäu-Veteranen-Rallye GB-Foto: Vecsey

Geruhsam rollen sie aufs Grün des Rasens. Dann stehen sie da, und die Sonne spiegelt sich in ihrem polierten Lack. Manch ein Oldtimer-Freund fährt mit seinem Wagen nach Gültstein, nur um ihn zu präsentieren, gleich dort neben der Mühle. Andere sind gekommen, um von dort aus in Land zu stechen, teilzunehmen an der Veteranen-Rallye des MSC Herrenberg. Und nicht wenige sind auch mit dem Motorrad da, mit der Maico, parken diese gleich im Mühlenhof, beim Maico-Treffen, das sich erstmals und eigenständig der Veteranen-Rallye angeschlossen hat: Am Sonntag glänzt der Ort, der eben erst sein Jubiläum beging, wird zur Hochburg der historischen Kraftfahrzeuge.

1975 war die erste Veteranen-Rallye des Motorsportclubs

Um 11 Uhr vormittags beginnt der große Zug: Die Oldtimer rollen durch das Tor vor der Mühle, über dem „Start – Ziel“ steht. Der Himmel ist strahlend blau, das Thermometer steht weit oben. Die Fahrer machen sich auf den Weg, 112 Kilometer weit. Für jede Veteranen-Rallye wird diese Strecke vom MSC neu festgelegt; zum 16. Mal findet die Rallye statt, 1975 sammelten sich die Fahrer erstmals. In diesem Jahr ziehen sie durch Öschelbronn, dann durch Mötzingen; 28 Ortschaften zwischen Nagold, Dornstetten, Sulz am Neckar und Rottenburg liegen auf ihrem Weg.

In 30 Sekunden vom Startdurch eine Lichtschranke

Prüfungen warten auf sie, einige schon am Start: Um Staus auf der Strecke zu vermeiden baute der MSC dort schon ein Bündel kleiner Schwierigkeiten ein. Das fachgerechte Starten des Oldtimers gehört zu ihnen. „Die Fahrer müssen in 30 Sekunden vom Start bis zur Lichtschranke; sie müssen mit einem bestimmten Reifen eine Streichholzschachtel überfahren und zwischen Pylonen hindurch“, erklärt Silvia Barthel, Vorsitzende des MSC. Fahren mit Fingerspitzengefühl ist gefragt. Auf der Strecke warten weitere Bewährungsproben – über fünf Kilometer hin einen Schnitt von 40 Kilometern pro Stunde fahren, den Wagen über Bretter steuern, zuletzt, am Ziel, mit den rechten Reifen in einem Quadrat von 20 Metern fahren, unterwegs auf der Strecke noch einen Hopfengarten sichten, seinen Besitzer identifizieren und sich das merken – das muss ein Oldtimer-Freund in Gültstein können.

Am Start gemeldet haben sich insgesamt 104 solche Freunde. Sie kommen nicht nur aus Herrenberg und seiner Umgebung, sie kommen auch von den Fildern, aus Heimsheim, Herbrechtingen, Leinfelden, Freudenstadt, Rutesheim, Baiersbronn, Schwieberdingen, Pforzheim, Zürich, sehr oft natürlich aus Stuttgart. Sie fahren Triumph und Westfield, Lotus, NS, Adler, Honda, Porsche, Pontiac, Chevrolet und andere Marken. „In diesem Jahr“, sagt Silvia Barthel, „haben wir hier sehr viele Mercedes.“ Zudem senkte der MSC das Mindestalter für Fahrzeuge bei der Teilnahme, weshalb nun, neben vielen sehr alten Oldtimern, auch einige „Youngtimer“ auf dem Platz stehen oder die große Runde machen, Autos, die in den 1980er Jahren erbaut wurden.

Nebenan im Hof dann die Leicht-Motorräder aus der Produktion von Maico, einstmals zu Hause in Pfäffingen, heute eine Kultmarke der Region. Maico-Treffen, organisiert von privater Hand, fanden immer wieder statt an vielen Orten – 2019 entschlossen sich die Maico-Freunde zum ersten Mal, sich mit ihrem Treffen an die Gültsteiner Veteranen-Rallye anzuschließen. Die Veteranen-Rallye wächst auf diese Weise – und beide, das Treffen, die Rallye, finden statt am bislang sommerlichsten Tag des Jahres.

Am Rande des Geländes, auf dem die Räder sich sammeln, von dem die Veteranen aufbrachen, stehen jene, die ihre Fahrzeuge vor allem zeigen wollen – Achim Schmidt zum Beispiel mit seinem Mutford, Baujahr 1936, 60 PS, Hubraum 2,2 Liter, ein Auto, das grün und ruhig in der Sonne liegt - oder Horst Schmidt mit seinem VW Schwimmwagen, ein Amphibienfahrzeug, entwickelt in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs. Schmidt fand den Schwimmwagen nahe Tübingen, kaufte ihn einem Besitzer ab, der auswandern wollte. Das liegt schon gut 20 Jahre zurück, aber der neue Besitzer versah den Wagen jüngst mit einem neuen Vergaser, möchte eine Runde drehen, um dessen Einstellungen zu prüfen – und wird so, am späten Nachmittag, vielleicht den letzten Auftritt eines Oldtimers in Gültstein haben.