Nagold/Herrenberg: Neue Intensivstation im Nagolder Krankenhaus. Umbau für bisherige Gynäkologie aus Herrenberg beginnt diesen Monat.
Prof. Hubert Mörk (rechts) erläutert dem Calwer Landrat Helmut Riegger auf der neuen Intensivstation des Nagolder Krankenhauses ein Patientenzimmer. Für die Besichtigung diente eine Puppe als Patient. GB-Foto: Reichert
„Wir machen mit der neuen Intensivstation in der Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung im Landkreis und darüber hinaus einen großen Schritt nach vorne“, sagte der Calwer Landrat Helmut Riegger am gestrigen Donnerstagnachmittag bei der Einweihung der neuen Räume, die zugleich den Abschluss des ersten Bauabschnitts der Generalsanierung des Nagolder Krankenhauses bildete. Bezogen werden die neuen Räume in den nächsten Tagen.
Gleich danach, laut Landrat Riegger „noch im Juni“, sollen die Bauarbeiter den Räumlichkeiten der bisherigen Intensivstation zu Leibe rücken und diese für die Gynäkologie und die Geburtsstation herrichten, damit die Frauenheilkunde und die Geburtshilfe von Herrenberg nach Nagold umziehen kann.
In einer ursprünglichen Version des Online-Artikels hieß es in der Unterzeile der Überschrift, der Umzug der Frauenheilkunde solle noch diesen Monat erfolgen. Dieser freilich steht erst nach dem Umbau Ende kommenden Jahres an. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.
Umbau des Krankenhauseswar 14 Millionen-Investition
Für den Umbau im Bestand des Krankenhauses zur neuen Intensivstation samt Intermediate Care (IMC) und Chest Pain Unit (CPU) hat der Klinikverbund 14 Millionen Euro investiert. Für die Ausstattung mit neuen Geräten waren weitere fünf Millionen Euro notwendig. Eine kardiologische IMC ist eine Station mit Patienten mit Herzproblemen, die bis zu einer Operation oder dem Beginn einer Therapie ständig überwacht werden müssen. Die CPU ist eine spezielle Station für Patienten mit Brustschmerzen. Dort sollen Herzinfarkte oder die Vorboten erkannt und behandelt werden, vor allem bei Patienten, bei denen die typischen Herzinfarktsymptome nicht immer auftreten.
Bisher verfügt das Nagolder Krankenhaus über eine Intensivstation mit acht Betten sowie eine IMC mit ebenfalls acht Betten. Künftig sind es für Intensivstation, IMC und CPU zusammen 20 Betten. Ob diese alle belegt werden können, ist vor allem eine Personalfrage. „Wir leiden unter einem eklatanten Personalmangel“, sagte Prof. Dr. med. Hubert Mörk, Ärztlicher Direktor der Kliniken Calw-Nagold und Chefarzt des Zentrums für Gastroenterologie Nagold-Herrenberg, bei der Einweihung. Im Gespräch mit dem „Gäubote“ nannte er Einzelheiten: „Wenn wir unter den Fachkräften Krankheitsfälle haben, können wir heute schon nicht alle Betten belegen.“ Der Personalstand sei zu sehr auf Kante genäht. Mit dem Umzug in die neuen Räume würden sich diese Probleme auch nicht auf einen Schlag lösen. Er hoffe jedoch, so Professor Mörk, dass die Arbeit in den neuen Räumen so attraktiv ist, dass das Personal nach und nach aufgestockt und parallel dazu die Betten zunehmend belegt werden können. „Ein Schwerpunktversorger braucht nun mal eine entsprechende Intensivkapazität, denn hierher kommen Patienten, deren Leben am seidenen Faden hängt“, sagte der Professor. Bisher konkurriere das Nagolder Krankenhaus bei der Mitarbeitergewinnung nicht nur mit den Kliniken in Tübingen und Stuttgart, sondern auch mit Einrichtungen innerhalb des Klinikverbunds Südwest. Jetzt hoffe er für Nagold auf Besserung.
Auch Alexander Schmidtke, Geschäftsführer des Klinikverbunds Südwest, sieht nun Vorteile für Nagold: „Wir haben 34,5 Quadratmeter Fläche pro Bett. Das ist ein universitärer Standard.“ Das sei nicht nur für die Patienten von Vorteil, sondern so könnten auch Fachkräfte gut arbeiten. Der Böblinger Landrat Roland Bernhard, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikverbunds, bezeichnete die neue Intensivstation als Beispiel dafür, dass der Klinikverbund zusammenwachse und die Kreisgrenzen keine Rolle mehr spielen würden.