Drei Leichen – und vom Täter fehlt jede Spur

Von Hansjörg Jung

Das rot-weiße Trassierband mit der Aufschrift Polizeiabsperrung hängt zwischen der Holzgerlinger Johanneskirche und einem Gartenzaun quer über die Bühlenstraße. „Sie können hier nicht durch. Das ist ein Tatort“, sagt der Polizist und schickt die Autofahrer, Radler und Fußgänger zurück. Die Polizei hatte zuvor in einem Haus und dem zugehörenden Garten drei Leichen gefunden.

Drei Leichen – und vom Täter fehlt jede Spur

Großeinsatz der Rettungskräfte nach der Bluttat in Holzgerlingen GB-Fotos: SDMG/Dettenmeyer

„Schlimme Sache, schlimme Sache“, sagt Polizeisprecher Peter Widenhorn, nachdem er gestern kurz vor Mittag unter dem Absperrband in der Bühlenstraße durchschlüpft. Auf einen Notruf von Angehörigen hin, hatte die Polizei kurz vor 10 Uhr, nachdem die Feuerwehr die Haustür geöffnet hatte, in einem Stockwerk und im Garten des Dreiparteienhauses drei Leichen gefunden – zwei Männer und eine Frau. Wenig später trafen auch schon weitere Streifenwagen, ein Notarztwagen und zivile Fahrzeuge der Kriminalpolizei ein.

Der Tatort ist weiträumig abgesperrt. Am Straßenrand sind mehrere Streifenwagen und Dienstfahrzeuge abgestellt. Auch den Parkplatz vor der Filiale der Krone Bäckerei Binder haben die Beamten in Beschlag genommen. Ein Großaufgebot ist angerückt. „Das ist bei solchen Fällen normal. Wir steigen lieber hoch ein und reduzieren dann, als umgekehrt“, sagt Polizeisprecher Stefan Hermann.

Doch es gibt auch einiges zu tun, auch rund um den Tatort. Mit einer Videokamera werden alle Kennzeichen der Autos, die in der Umgebung geparkt sind, aufgenommen. Auch an den Ortsausgängen sind Streifenwagen postiert. Die Polizisten notieren die Autonummern. Sicher ist sicher, vielleicht kann es bei den Ermittlungen weiterhelfen.

Viel „Mist“im Umlauf

Um 11.47 Uhr schwebt ein Polizeihubschrauber über Holzgerlingen ein. Er fliegt über das beschauliche Wohngebiet im Holzgerlinger Osten, dreht eine Schleife, bleibt über der Wengertsteige kurz stehen und fliegt dann in Richtung Schönaich zum Stadtrand, um wenig später über dem Freibad wieder aufzutauchen. Auch die Hubschrauberbesatzung macht Aufnahmen, um die Ermittlungen zu unterstützen.

Um die Mittagszeit weiß die Polizei noch nicht viel über die Identität der Toten, des Todeszeitpunkts und die näheren Umstände der Tode. Kurz zuvor hatten sich die Beamten der Spurensicherung auf der Straße in ihre weißen Schutzanzüge geworfen. Peter Widenhorn sagt zur Todesursache zunächst nur so viel: „Es gab massive Spuren von Gewalteinwirkungen.“ Auch auf den Täter gibt es da noch keine Hinweise. Dafür schießen schon am frühen Nachmittag die „Nachrichten“ von selbst ernannten Experten und Wichtigtuern in diversen sozialen Netzen und Chatrooms umso mehr ins Kraut. Gerüchte in Zeiten von Corona. Eines davon besagte, der Täter hätte sich in Schönaich verschanzt. „Es ist unglaublich, wie viel Mist in den sozialen Medien geschrieben wird. So viele Falschmeldungen von einer Schießerei bis zum Amoklauf. Die Leute sollten sich lieber über das Presseportal der Polizei informieren“, sagt Polizeisprecher Hermann. Dies könnte auch denen helfen, die sich aufgrund der Gerüchte in Gefahr wähnten und besorgt bei der Polizei angerufen hatten.

Bis zum späten Nachmittag ist die Spurensicherung noch an der Arbeit und auch die Untersuchung der Toten dauert an. Deshalb verschiebt die Staatsanwaltschaft die Mitteilung zu weiteren Einzelheiten des Falls – auch aus ermittlungstaktischen Gründen – auf den heutigen Donnerstag. Der Täter ist nach wie vor auf der Flucht.