Dreikämpfer wollen an alte Glanzzeiten anknüpfen
Die 1990 gegründete Sparte Triathlon der Sportfreunde Kayh wird in der kommenden Woche unter das Dach des VfL Herrenberg schlüpfen. Verbunden mit diesem Wechsel ist die Hoffnung auf Synergieeffekte insbesondere mit den Leichtathleten und Schwimmern sowie der Wunsch, insbesondere im Nachwuchsbereich zu wachsen.
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In den 90er Jahren war Triathlon in Herrenberg eine der großen Trendsportarten: Hier wechselt Holger Wörner (rechts) beim 97er-Triathlon in Calw-Stammheim vom Schwimmen auf die Radfahrstrecke GB-Foto (Archiv): Holom
Ob ab dem kommenden Jahr 2020 dann auch wieder eine Mannschaft am Ligabetrieb teilnimmt, darüber wird die zu wählende Abteilungsleitung zu befinden haben. Sie soll am übernächsten Freitag, am 8. November, bei der Gründungsversammlung im Karl-Haug-Raum des VfL-Centers ab 19 Uhr gewählt werden. Die Anfrage auf eine mögliche neue Sparte des VfL Herrenberg kam bereits im Herbst vergangenen Jahres auf. Norbert Hornung, aktuell noch Spartenleiter der Triathleten in Kayh, und der für den Sportbetrieb verantwortliche Lutz Straub, über den im 1997 zusammengestellten 50-Jahr-Jubiläumsheft der SF Kayh geschrieben stand, er übernehme den vom Verband geforderten Posten eines „Wettkampfrichters, allerdings noch ohne Lehrgang, aber mit Motorrad“, trafen sich damals mit VfL-Vize Detlef Langer und dem SF Kayh-Vorsitzenden Karl-Heinz Schnell, um die Übernahme abzusprechen.
Es mussten aber noch einige Hausaufgaben erledigt werden. „Alles sollte im Einvernehmen ablaufen und nicht der Eindruck einer ’feindlichen Übernahme’ entstehen“, so Detlef Langer vom VfL Herrenberg. „Intern haben wir einen solchen Wechsel in der Vergangenheit immer wieder einmal diskutiert, den Gedanken aber dann auch wieder verworfen, weil wir konkret keine Dringlichkeit sahen“, wirft Norbert Hornung ein.
Diese scheint nun aber doch gegeben zu sein. „Wir werden alle nicht jünger, selbst unsere Neuzugänge der letzten Jahre sind für Triathlonverhältnisse oft schon ältere Semester. Außerdem haben wir zuletzt auch die kritische Masse nicht mehr erreicht, um mit Mannschaften am Ligabetrieb teilnehmen zu können. Dadurch schwand auch unsere Präsenz auf Landesebene“, so Norbert Hornung. „Das Hauptziel wird nun sein, Nachwuchs zu rekrutieren. Als neue Abteilung beim VfL Herrenberg versprechen wir uns bessere Trainingsmöglichkeiten durch die Nutzung der Stadionbahn und des VfL-Centers, außerdem Synergien mit den Schwimmern und den Leichtathleten“, meint der Spartenleiter der Sportfreunde.
Für den langjährigen und unermüdlichen Vorsitzenden Karl-Heinz Schnell und die SF Kayh mag der Wechsel bedauerlich sein, kehren durch die Auflösung doch rund 40 bis 50 Athleten dem Sportverein den Rücken. Doch Schnell weiß schließlich selbst, wie schwer sich die Triathleten vor allem im Bereich des Nachwuchses getan haben. „Für mich entscheidend war, dass der VfL bereit ist, die Triathleten aufzunehmen“, so Schnell.
Der Kayher Kirschblütenlauf, ins Leben gerufen vor 28 Jahren von Tria-Kayh-Gründer Peter John, wird als reine Laufveranstaltung hingegen in der Verantwortung der Sportfreunde bleiben – und wegen der Osterferien bereits schon am 29. März 2020 das nächste Mal stattfinden.
Insgeheimer Wunsch der künftigen Herrenberger Triathleten wäre sicherlich, in der Zukunft auch wieder Dreikämpfer in ihren Reihen zu haben, die sich in der „Hall of Fame“ der Finisher beim Iron-Man auf Hawaii wiederfinden. Geglückt ist dies als Erstem 1997 Norbert Hohl und Patrick Thibor, ein Jahr später waren Uli Mutscheler und Joachim Neusch auf der Vulkaninsel erfolgreich unterwegs. Neusch erreichte 1999, also vor exakt 20 Jahren, dann als erster (und bis heute einziger) Kayher Triathlet in unter zehn Stunden das Ziel. Auch Gunter Kunze (1999), Wolfgang Gauß (2000, 2004), Markus Granacher (2001) und Andrej Heilig (2012) sind erfolgreiche Hawaiianer.
Auf Landesebene mischte Tria Kayh während der 1990er Jahre mit seiner Herrenmannschaft erfolgreich in der ersten Baden-Württembergischen Liga mit (unter anderem mit Joachim Neusch, Uli Mutscheler, Wolfgang Gauß, Christhard Henning, Jochen Ebling und Norbert Hohl. Nach deren Wechsel zu den Triathlon-Senioren war Kayh dann mehrere Jahre auf den ersten Platz in der Gesamtwertung abonniert. Auch Gebhard Süsser, Peter Klausen, Wolfgang Müller-Wüst und der 2004 bei den deutschen Meisterschaften auf der Langdistanz in seiner damaligen Altersklasse M40 mit Gold geehrte Norbert Hornung trugen hierzu ihr Scherflein bei. Katrin Pfeffer wiederum belegte bei der Senioren-Europameisterschaft in Velden 1999 Rang vier und wurde zur Sportlerwahl des „Gäubote“ vorgeschlagen. Ihre wiederholt guten Leistungen auch bei Volksläufen in der Region und mit dem Frauenteam in der Triathlon-Liga brachten ihr dort schließlich den zweiten Platz ein.
Zuletzt waren die Mitglieder des Tria Kayh allerdings vornehmlich als Einzelstarter unterwegs, die einstigen Glanzzeiten waren passé. Ein Saison-Highlight in diesem Jahr bestand in der Teilnahme an der Challenge in Heilbronn. Sascha Singer startete dort über die olympische Distanz, Dirk Böhm, Rainer Gössler und Tim Rühle über die Mitteldistanz, wobei Rühle auf der Radstrecke in einen Sturz verwickelt wurde und das Rennen nicht beenden konnte. Beim Frankfurt-Marathon vergangenen Samstag nahm Rühle derweil bereits als Starter des „VfL Herrenberg Triathlon“ teil – auch wenn es die Abteilung offiziell erst mit der konstituierenden Sitzung und der Wahl der Abteilungsverantwortlichen am Freitag, 8. November, um 19 Uhr im Karl-Haug-Raum geben wird. Nach der Ende November 2017 gegründeten Abteilung American Football werden die Triathleten dann die 21. Sparte unter dem Dach des VfL Herrenberg sein.

Karl-Heinz Schnell

Das Kayher Triathlonteam im Mai 1997 mit (von links) Christhard Henning, Katrin Pfeffer, Patrick Thibor, Norbert Hohl, Dieter „Fax“ Weippert und Marc Thibor GB-Foto (Archiv): Bäuerle

Norbert Hornung