40 Jahre Ofen Binder
Ein Handwerker mit missionarischer Berufung
Eigentlich, so erzählt Traugott Binder, wäre er als junger Mensch gerne Missionar geworden. Entschieden hat er sich, mit Anfang 20, jedoch für den Beruf des Ofenbauers, erschien ihm dies als damals schon junger Familienvater mit Frau und zwei Kindern als das bessere Fundament für sein Leben. Und so wurde er im Laufe von vier Jahrzehnten mit seiner Überzeugung als Handwerker für sein Produkt eben in diesem Bereich eine Art Missionar. Mit dem für ihn schönen Nebeneffekt, dass er seine Fähigkeiten und Erfahrungen auch Menschen in anderen Ländern zugutekommen ließ und lässt. Nach Ofenbauprojekten in Uganda und Burundi reist der Ofenbauer bald nun nach Madagaskar, um auch dort in Sachen Ofenbau Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Dies geht aber nur, weil er wunderbare Mitarbeiter hat, die ihn voll unterstützen.
„Mich hat Feuer schon immer fasziniert. Menschen machen es sich seit Menschengedenken nützlich – und krisensicher ist der Betrieb von Öfen auch“, sagt der Gültsteiner, der sich bereits im Jahr seiner Meisterprüfung im Frühjahr vor 40 Jahren selbstständig gemacht hat. Die Holzverbrennung in Kachelöfen, Herden und Kaminöfen hat sich seitdem stark zum Positiven hin verändert. Durch eine verbesserte, kontrollierte und steuerbare Luftführung ist in den Feuerstätten eine umweltfreundliche Verbrennung möglich. Die DIN-geprüften Öfen bei Ofen Binder – der Showroom in der Gültsteiner Ortsmitte zeigt eine Vielzahl an Beispielen – verfügen über Feinstaubfilter und schneiden bei Tests mit Auszeichnungen ab. „Die modernen Öfen von heute verbrauchen viel weniger Holz als früher, ihr Wirkungsgrad reicht bis zu 93 Prozent“, sagt Binder. Ältere Heizkamine und Kachelöfen rüstet er ohne großen baulichen Aufwand leicht um auf zeitgemäße Technik. Dass die Regierung vor noch nicht allzu langer Zeit das Heizen mit Holz verbieten wollte, fand er immer schon an der Realität vorbeigedacht, zumal Öfen heutzutage kaum CO ausstoßen würden und sich für die Warmwasseraufbereitung oder in Verbindung mit Solar- und Fotovoltaik betreiben lassen. „So bleibt man in Bezug auf externe Energiequellen wie Strom, Öl oder Gas autark“, sagt Binder.
Autark ist auch sein Betrieb immer geblieben. Und klein ebenfalls. Als zweite Hand unterstützt ihn seit acht Jahren sein aus Afghanistan stammender Mitarbeiter Bashir Saidy, den Binder auch ausgebildet hat. Eine inzwischen wieder geschlossene Filiale in Horb hatte zeitweise Binders Sohn Samuel geleitet, sogar nach Portugal und Paraguay hatte der Ofenbauer schon expandiert. „Ich liebe solche Herausforderungen einfach, zumal mein Beruf ein weltoffener ist“, begründet Traugott Binder sein Auslandsengagement. Auf fruchtbaren Boden stieß es vor allem bei Projekten in Uganda und Burundi, wo der Gültsteiner Unternehmer zusammen mit Einheimischen in deren Dörfern Öfen baute und ihnen beibrachte, wie diese sinnvoll und ohne schädliche Rauchentwicklung zu bauen seien. Seine Maxime vom vielen Guten, das man tut, wenn man über seinen Tellerrand hinausschaut, will er über Weihnachten auch in Madagaskar umsetzen.
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Bei Traugott Binder können sich Kunden und Besucher bei Gesprächen stets über die neuesten Modelle verschiedenster führender europäischer Hersteller informieren und auch den Erzählungen und Erfahrungen lauschen, die Traugott Binder im Laufe seiner Berufsjahre im In- und Ausland gemacht hat – ebenso wie jenen Projekten, die ihm für die Zukunft noch vorschweben. „Mir geht’s gesundheitlich gut – und außerdem: Mit 66 Jahren, da fängt das Leben doch erst so richtig an“, sagt er mit einem Schmunzeln. Wer Traugott Binder kennt: An missionarischem Eifer fehlt es ihm dafür nicht. Denn wenn er für eine Sache brennt, dann so richtig mit Feuer und Flamme.