Ein Krankenwagen für das kenianische Hilfsprojekt

Bald heißt es für Kathrin Wünsch und Michael Eipper wieder Koffer packen. Zum achten Mal seit 2012 reisen die beiden Herrenberger im Februar ins südliche Kenia, wo vor 20 Jahren Gudrun Dürr aus Roggenburg bei Neu-Ulm das Kinderdorf „Nice View“ gründete und seitdem betreibt – und dessen Arbeit Wünsch und Eipper unterstützen. Für ihren Einsatz erhielt Dürr in der deutschen Botschaft von Nairobi das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Von Thomas Volkmann

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Gudrun Dürr (rechts) hat das Projekt in Kenia gegründet, zu dem die beiden Herrenberger Kathrin Wünsch und Michael Eipper im Februar wieder reisen werden – zum achten Mal seit 2012 GB-Foto: gb

Gudrun Dürr (rechts) hat das Projekt in Kenia gegründet, zu dem die beiden Herrenberger Kathrin Wünsch und Michael Eipper im Februar wieder reisen werden – zum achten Mal seit 2012 GB-Foto: gb

Trotz vieler Steine im Weg, haben bis heute über 70 Waisenkinder aus ärmsten Verhältnissen den Kindergarten oder die Schule von „Nice View“ besucht. Ein ehemaliger Schüler ist heute sogar selbst Lehrer, die Chance auf Schulbildung bekommen hier auch Kinder von außerhalb des Dorfes. Angedockt daran sind zudem ein Farmprojekt zur teilweisen Selbstversorgung, eine Ausbildungs- und Arbeitsstätte für das Schreinerhandwerk sowie eine Schneiderei. Mit rund 70 Angestellten ist das Projekt einer der wichtigsten Arbeitgeber vor Ort.

Sogar eine eigene Klinik, das Nice-View-Medical-Centre, gibt es für die Menschen in und um das am Indischen Ozean gelegene Küstenstädtchen Msambweni. 2016 erhielt es im Rahmen der Einführung von Malaria-Schnelltests eine Auszeichnung als beste Gesundheitseinrichtung im Bezirk Kwale. Wie groß der Bedarf ist, zeigen die jüngsten Statistiken: Wurden im Jahr 2017 etwa 4500 Patienten behandelt, waren es im Jahr darauf schon 6100 Patienten, und allein im ersten Halbjahr 2019 bereits 4387.

Chancenlose Kinder sollen
eine Perspektive erhalten

Wenn Michael Eipper und Katrin Wünsch im Februar wieder in Msambweni sind und ihre Patenkinder treffen, soll dem Medical-Centre ein eigener Krankenwagen übergeben werden. Um die Beschaffung und Finanzierung hat sich Michael Eipper von Deutschland aus gekümmert. Seit knapp drei Jahren ist er stellvertretender Vorsitzender des aktuell 80 Mitglieder zählenden Vereins Projekt Schwarz-Weiß, der mit seinen Spenden dem „Nice-View“-Projekt finanziell unter die Arme greift. Eipper: „Ich bin eigentlich kein Vereinsmeier, aber mir gefällt, wie das Konzept des Kinderdorfes aufgeht. Neben dem Jungen, der jetzt Lehrer ist, gibt es noch eine junge Frau, die sich in Günzburg zur Krankenschwester ausbilden lässt, andere lernen Automechaniker. Chancenlose Kinder bekommen hier eine Perspektive.“

Vor einem Jahr hat der Verein Projekt Schwarz-Weiß mit Hilfe von Spenden von „Sternstunden“ und „Ein Herz für Kinder“ für 50 000 Euro eine neue Küche im Kinderdorf einrichten können, die auch der Schulspeisung dient. Über eine Prozentaktion, bei der Mitarbeiter eines Stuttgarter Automobilherstellers einen Teil ihres Gehalts abzwackten, kam der Grundstock für die Anschaffung des Krankenwagens zusammen. Von der ursprünglichen Idee, einen gebrauchten Rechtslenker für den in Kenia üblichen Linksverkehr zu besorgen, kam Eipper jedoch wieder ab – zu vage erschien es ihm, ein angebotenes Fahrzeug mit bereits 300 000 Kilometern auf dem Buckel über Schlaglochpisten zu schicken. „In Msambweni gibt es gerade mal eine geteerte Straße, da sind Reparaturen vorprogrammiert“, so Eipper. Bei der Toyota-Niederlassung in Gibraltar fand er dann einen für den gewünschten Zweck geeigneten Landcruiser. Allerdings teilte die Botschaft irgendwann mit, dass eine steuerfreie Einfuhr nun doch nicht möglich sei. „Zum Glück haben wir von einem Schweizer Partnerverein über ein Crowdfunding einen ordentlichen Betrag erhalten, so dass ich nun hoffe, den Krankenwagen im Februar in Mombasa abholen zu können“, sagt Michael Eipper.

Der Erfolg kommt
nicht von ungefähr

Mit in den Koffern wird er dann auch Geschenke für die „Nice-View“-Kinder haben, auf dem Rückweg dann Briefe für deren Paten in Deutschland. „Der Erfolg von ’Nice-View’ kommt nicht von ungefähr. Gudrun Dürr, die dort von den Kindern ’Mama Gudrun’ genannt wird, hat seit letztem Jahr auch die kenianische Staatsbürgerschaft, außerdem besteht ein enger Kontakt zum dortigen Jugendamt, das der Organisation das Sorgerecht für die Kinder überträgt“, merkt Michael Eipper noch an. Im kommenden Juli wollen er und seine Lebensgefährtin dann auch in die niederbayerische Hopfenregion nach Empfenbach zum drei Tage währenden Holledau-Festival fahren, wo Projekt Schwarz-Weiß seit einigen Jahren an einem Stand über „Nice View“ informiert und sich zusammen mit anderen Dritte-Welt-Organisationen regelmäßig über einen Spendenscheck freut.

Weitere Informationen zum Projekt „Nice View“ und dem Verein Schwarz-Weiß gibt es unter www.kenia-hilfe.com

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Erstellt:
9. Januar 2020

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