Einen guten Start ins Leben ermöglichen

„Gäubote“-Weihnachtsaktion: Kreissozialdezernent Dusan Minic findet im Interview mehr als lobende Worte dafür, dass der Arbeitskreis „Miteinander – Füreinander“ Hilfe für die „Menschenskinder!“ leistet.

Von Jutta Krause

Lesedauer: ca. 2min 40sec
Die Fallzahlen in den Jugendämtern steigen an.GB-Foto: Animaflora PicsStock/ stock.ado

Die Fallzahlen in den Jugendämtern steigen an.GB-Foto: Animaflora PicsStock/ stock.ado

„Gäubote“: Herr Minic, als
Sozialdezernent sind Sie für alle
Sozial- und Jugendhilfeangelegenheiten im Kreis Böblingen zuständig. Hat sich die Situation von Kindern und
Jugendlichen im Kreis Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren merklich verschlechtert?

Dusan Minic (GB-Foto: gb): „Wir stellen fest, dass viele von ihnen nach der Pandemie deutlichen Unterstützungsbedarf haben. Es gibt zunehmend Kinder und Jugendliche, die in der Schule oder im Alltag nicht zurechtkommen und Unterstützung brauchen, sei es durch die psychologischen Beratungsstellen im Landkreis, das Jugendamt oder Jugendhilfeträger, die wir beauftragen.“

Spiegelt sich diese Zunahme auch in den Zahlen wider?

Dusan Minic: „Ja. So gab es beispielsweise bei den vom Jugendamt angebotenen „Hilfen zur Erziehung“ im Jahr 2021 noch 856 Kinder und Jugendliche, die ambulante und teilstationäre Hilfeleistungen erhielten, 2022 waren es 920. Ein deutlicher Anstieg ist im selben Zeitraum auch in der stationären Betreuung zu verbuchen, hier ist die Zahl von 424 auf 520 gestiegen. Das ist natürlich auch auf das Thema Unbegleitete minderjährige Geflüchtete zurückzuführen, der Ukrainekrieg spielt hier eine Rolle. Doch gehen die Zahlen auch bei den Schulbegleitungen nach oben. Im Jahr 2019 gab es 263 Schulbegleitungen, 2021 waren es 379 und jetzt sind es 390. Innerhalb von drei Jahren hat sich der Bedarf also um mehr als 100 Fälle erhöht.“

Wie sieht es bei den Beratungsstellen aus? Gibt es da lange Wartezeiten/
Engpässe?

Dusan Minic: „Bei unseren psychologischen Beratungsstellen sind die Wartezeiten leider gestiegen. Da muss man mehrere Wochen, manchmal auch Monate warten. Man kann das aber nicht pauschal sagen, weil die Mitarbeiter in den Beratungsstellen dringliche Fälle, die schnell Hilfe brauchen, vorziehen. Auch bei den stationären Einrichtungen gibt es teilweise Wartezeiten, die über mehrere Monate gehen. Das Land ist dabei, die Kapazitäten zu erhöhen, am Ende hakt es oft am nötigen qualifizierten Fachpersonal.“

Wie sieht es im Kreis mit der sozialen Teilhabe für Kinder aus? Spüren Sie auch da eine Zuspitzung?

Dusan Minic: „Bei den Bürgergeldleistungen für Familien im Hilfebezug versucht man, den Kindern die soziale Teilhabe durch Bildungs- und Teilhabepakete zu ermöglichen, die solche Dinge wie Ausflüge, Klassenfahrten oder Musikunterricht abdecken. Für Familien mit geringem Einkommen, aber ohne Leistungsbezug, gibt es im Bereich Wohngeld Möglichkeiten. In diesem Bereich steigen die Antragszahlen deutlich.“

Wo liegen Ihrer Meinung nach die
dringlichsten Probleme?

Dusan Minic: „Das ist nicht einfach zu beantworten. Wir haben zum Beispiel das Thema frühkindliche Bildung noch gar nicht angesprochen. Die sollte man noch weiter stärken, denn sie ermöglicht Kindern einen guten Start ins Leben, so dass sie auf ihrem Lebensweg aus eigener Kraft aus prekären finanziellen Verhältnissen herausfinden.“

Die diesjährige „Gäubote“-
Weihnachtsaktion mit „Miteinander – Füreinander“ hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche in
verschiedenen Bereichen zu
unterstützen, beispielsweise durch
Projekte der Schulsozialarbeit und
individuelle Hilfen für Kinder aus
Familien mit wenig Geld. Wie bewerten Sie einen solchen Einsatz?

Dusan Minic: „Ich finde es wichtig, die Kinder in den Blick zu nehmen, denn die haben wir als Gesellschaft gerade auch während Corona zu sehr aus dem Blickwinkel verloren. Deshalb sollten wir die junge Generation ganz dringend verstärkt wieder in den Fokus nehmen. Die Weihnachtsaktion mit dem Arbeitskreis „Miteinander–Füreinander“ gibt es schon sehr lang und es ist wichtig, solche Aktionen vor Ort zu unterstützen.“

Dusan Minic

Dusan Minic

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Erstellt:
2. Dezember 2023

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