Bei der WTB-Jahreshauptversammlung in Stuttgart wurden die Delegierten mit einem Finanzskandal in den Verbandsreihen konfrontiert Foto (Archiv): Holom
Der Württembergische Tennis-Bund (WTB), seine Bezirke und alle Tennisverein in Württemberg stehen unter Schock: Bei der heutigen Jahreshauptversammlung im Landesleistungszentrum in Stuttgart-Emerholz erfuhren die Delegierten von WTB-Präsident Stefan Hofherr von einem handfesten Finanzskandal in den eigenen Reihen. Ein ehemaliger Mitarbeiter soll nach Angaben des WTB über einen Zeitraum von mindestens 17 Jahren Bar- und Sachmittel des Verbandes in Höhe von mehr als einer Million Euro veruntreut haben.
Beim Erstellen des Jahresabschlusses für das Geschäftsjahr 2020 stellte die erstmals beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Bansbach am 15. März diesen Jahres erhebliche Unregelmäßigkeiten in der Buch- und Kassenführung des WTB fest. Der seit 2019 neu gewählte Präsident des WTB, Stefan Hofherr, beauftragte daraufhin die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Bansbach und die Rechtsanwaltskanzlei Haver & Mailaender mit einer umfassenden Sonderprüfung zur Ermittlung der Hintergründe und des Ausmaßes dieser Unregelmäßigkeiten sowie mit der rechtlichen Aufarbeitung. Dies teilte der Verband am späten Samstagnachmittag auf seiner Homepage (www.wtb-tennis.de) mit.
Am gestrigen Freitagabend wurden lediglich die Bezirksvorsitzenden, die Mitarbeiter der WTB-Geschäftsstelle und die vom Verband angestellten Trainer über die Unregelmäßigkeiten informiert. Die zahlreichen in der Sporthalle Im Emerholz erschienen Delegierten (mit vorab absolviertem Corona-Schnelltest) und die virtuellen Versammlungsteilnehmer erfuhren von den Betrugsermittlungen erst am heutigen Samstag während der Versammlung.
Nachfolgend die Presserklärung des Tennisverbandes im Wortlaut:
„Der WTB möchte über den derzeitigen Ermittlungsstand informieren, nach dem bereits feststeht, dass der ehemalige Mitarbeiter des WTB in einem Zeitraum von wenigstens 17 Jahren Bar- und Sachmittel des WTB in einem Gesamtwert von voraussichtlich mehr als einer Million Euro unterschlagen hat. Allein im Zeitraum von 2014 bis 2020 konnten bislang Unterschlagungen von Barmitteln in Höhe von rund 700000 Euro und Unterschlagungen von Sachmitteln im Wert von rund 100000 Euro festgestellt werden. Zudem bestehen konkrete Anhaltspunkte dafür, dass der ehemalige Mitarbeiter dem WTB weitere Barmittel durch die Bildung einer schwarzen Kasse entzogen hat. Insoweit ist das genaue Ausmaß gegenwärtig noch nicht bekannt.
Die Unterschlagungshandlungen sind durch vom WTB selbst geschaffene Abläufe begünstigt worden. Insbesondere haben die im Vereinswesen vorgesehenen Schutzmechanismen über Jahre hinweg versagt. Dem ehemaligen Mitarbeiter gelang es daher, über wenigstens 17 Jahre hinweg mittels einer intransparenten und unrechtmäßigen Buchführung die Bargeldabhebungen zu verschleiern.
Gegen den betreffenden ehemaligen Mitarbeiter hat der WTB am 8. April 2021 Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart gestellt.“