„Für uns war es das Allergrößte“

Fußball: Die ehemalige Kreisliga-A-2-Meistermannschaft des SV Rohrau von 1982/83 trifft sich nach40 Jahren am heutigen Samstag wieder. Erfolgstrainer Robert Maurer war ein ausgesprochener Taktikfuchs.

Von Andreas gauss

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Meilenstein in der Vereinsgeschichte: Der SV Rohrau mit Stürmer Oliver Zimitsch (hintere Reihe, Vierter von links), Torhüter Werner Schmid (vorne, Vierter von links) und dem akribisch arbeitenden Trainer Robert Maurer (hintere Reihe ganz rechts) hat am 15. Mai 1983 mit einem 3:2-Sieg in Gültlingen den Meistertitel in der A2 perfekt gemacht.GB-Foto: SVR-Archiv

Meilenstein in der Vereinsgeschichte: Der SV Rohrau mit Stürmer Oliver Zimitsch (hintere Reihe, Vierter von links), Torhüter Werner Schmid (vorne, Vierter von links) und dem akribisch arbeitenden Trainer Robert Maurer (hintere Reihe ganz rechts) hat am 15. Mai 1983 mit einem 3:2-Sieg in Gültlingen den Meistertitel in der A2 perfekt gemacht.GB-Foto: SVR-Archiv

Wie nur wenige Vereine im Gäu war der Sportverein Rohrau von Anfang an – seit 1932 – schon immer ein Fußballclub gewesen. Der ganze Stolz sind handgeschriebenen Spielberichtsbücher mit Aufstellung, Nennung der Torschützen und Ergebnissen und – in späteren Jahren durchaus üblich – mit eingeklebten Zeitungsberichten aus dem „Gäubote“. Werner Schmid zieht beide Augenbrauen bedeutungsschwanger hoch: „Diese Spielberichtsbücher schreiben wir bis heute noch – und zwar von Hand.“ Der langjährige Torwart und Stürmer des SV Rohrau ist mittlerweile 64 Jahre alt und hat in dem Club schon fast jede Funktion bekleidet. Werner Schmid ist ein Fußballsportler mit Leib und Seele und zugleich ein Vereinsmensch, für die man die Umschreibung „Urgestein“ erfunden hat.

Und, natürlich, Werner Schmid war auch mit von der Partie, als der Traditionsverein vom Schönbuchrand im Spieljahr 1982/83 mit dem Meistertitel in der Kreisliga A2 den bis dato größten Erfolg in der Vereinsgeschichte perfekt machte. Zusammen mit Oliver Zimitsch (62), damals Stürmer und zwischenzeitlich auch beim TSV Ehningen bei den Aktiven und als Jugendtrainer aktiv, hat Schmid nunmehr die Ehemaligen zusammengetrommelt. Am heutigen Samstagabend trifft man sich auf dem Vereinsheimgelände der Kleintierzüchter Nufringen. Von damals 35 Spielern aus der ersten und zweiten Mannschaft haben bis vor kurzem immerhin 18 Akteure zugesagt. Ein Treffen, das bis Mitte der 90er Jahre schon dreimal zustande kam, dann sei es aber ein wenig eingeschlafen.

Vor rund einem Jahr, im Rahmen einer Hocketse, reifte die Idee, die alten Kämpen nach nunmehr 40 Jahren zusammenzurufen. Allerdings sind bereits fünf Spieler, darunter auch der aus Holzgerlingen stammende Trainer Robert Maurer nicht mehr dabei. Schmid: „Sie sind alle relativ früh gestorben.“

Von großen Erfolgen von 1932 bis in die ersten Kriegsjahre 1941/42 ist in den Rohrauer Spielbüchern nichts vermerkt. Zur Saison 1949/50 stieg man wieder in den Spielbetrieb ein – in der B-Klasse, wie die damals unterste Spielklasse hieß, die ab 1952/53 dann als „C-Klasse“ firmierte. Dieser Liga gehörten die Rohrauer bis Mitte der 70er Jahre an, ehe es dann 1975/76 eine Stufe höher ging – in die B-Klasse (heute Kreisliga A). Nur drei Jahre konnte man sich dort halten, stieg aber im Spieljahr 1979/80 erneut wieder aus der Kreisliga B auf. Nach einem vierten und siebten Platz Anfang der 80er Jahre unter Trainer Otmar Maier verpflichtete man den im Kreis erfolgreichen Robert Maurer. Oliver Zimitsch: „Zu der Zeit war es so, dass wir mit den Jahrgängen 1958 bis 1961 starke Jugendspieler in die erste Mannschaft bekamen. Wir hatten schon in der A-Jugend den Otmar Maier als Trainer gehabt.“ Mit dem ehemaligen Verbandsliga-Kicker Helmut Kientzle, ein gebürtiger Rohrauer, und Manfred Januschek (Weil im Schönbuch), stießen zwei versierte Kicker zum Team. Zur Meistersaison wurde noch Reinhold Marquardt zur Rückkehr nach Rohrau bewogen und mit Werner Ehrmann (TSV Dagersheim) ein weiterer Mann mit höherklassigen Spielerfahrungen verpflichtet. Maurer, früh als Coach engagiert, hatte in der Vorsaison schon mal das Terrain der A-2-Vereine erkundet. Schmid: „Der kannte jeden Gegner auswendig, das war so ein richtiger Taktikfuchs.“ Dem jungen Keeper Werner Schmid konnte er sogar die Schussvorlieben der gegnerischen Strafstoßschützen nennen: „In dieser Runde habe ich so sechs oder sieben Elfmeter gehalten.“ Ein weiterer Pluspunkt: Rohrau hatte damals einen tiefen Sandplatz als Spielstätte. „Wir hatten dort auch immer trainiert und waren allen anderen konditionell nach hinten raus immer überlegen“, meinte Schmid.

Wohlgemerkt, so richtig überlegen gestaltete Rohrau die Saison freilich nicht. Es dauerte, bis man die Gäukonkurrenz aus Bondorf, Mönchberg und Mötzingen schließlich hinter sich lassen konnte. Der entscheidende Auswärtssieg am vorletzten Spieltag gelang mit 3:2 beim SV Gültlingen. Schmid: „Für uns war es das Allergrößte, in die Bezirksliga aufzusteigen.“ Der Lohn: Ein Derby gegen den großen Nachbarn FC Gärtringen, zum ersten Punktspiel kamen damals 1000 Zuschauer auf den Sportplatz.

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Erstellt:
20. Mai 2023

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