Gemeinsamer Weg in Geborgenheit und Freundschaft
„Gäubote“-Weihnachtsaktion: Der Arbeitskreis „Miteinander – Füreinander“ unterstützt unter dem Motto „Kinder.Leben.Abschied“ die Arbeit und den ehrenamtlichen Einsatz des Kinder- und Jugendhospizdiensts in Familien, die Zuwendung und Hilfe benötigen.
Lesedauer: ca. 3min 34secIst ein Mensch sterbenskrank, ist in Familien nichts mehr so wie es einmal. Hospizdienste helfen in dieser Situation den Betroffenen und Angehörigen, entlasten sie ein wenig, schenken ihnen Zeit und ein offenes Ohr. Doch für Kinder und Jugendliche, die von der Krankheit von Mama, Papa oder einem Geschwisterkind betroffen sind, gab es lange Zeit keine adäquate Hilfestellung. Dabei ist es gerade für Heranwachsende wichtig, gut unterstützt durch solch eine schwierige Zeit zu kommen. 2006 wurde dafür unter dem Dach des Ökumenischen Hospizdiensts Böblingen der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst (Kiho) gegründet, der sich speziell um die jüngeren Familienmitglieder kümmert. Die Spenden der „Gäubote“-Weihnachtsaktion unter dem Motto „Kinder.Leben.Abschied“ zusammen mit dem Arbeitskreis „Miteinander – Füreinander“ kommen dieser Arbeit zugute.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kiho besuchen ihre Schützlinge zu Hause in der vertrauten Umgebung und versuchen, sie so gut wie möglich durch die schwere Phase von Krankheit, Tod und Trauer zu begleiten. Als Bezugspersonen von außen nehmen sie sich Zeit, hören zu, gehen auf individuellen Bedürfnisse ein. Knapp 30 Ehrenamtliche widmen sich dieser Aufgabe, derzeit sind 20 von ihnen aktiv im Einsatz. Sie sind für den gesamten Kreis Böblingen – außer dem Altkreis Leonberg – zuständig. Angeleitet und unterstützt werden sie von zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen: Einsatzleiterin Claudia Frers koordiniert alle Einsätze der Ehrenamtlichen, führt Beratungsgespräche mit den Betroffenen und fungiert als Ansprechpartnerin für alle. Im Erstberuf ist sie Hebamme und hat für ihre Aufgaben beim Kiho eine Ausbildung in Palliativpflege und weitere Fortbildungen absolviert. Manuela Mikus erledigt seit 2017 für die beiden Aufgabenbereiche des Hospizdiensts – den Ökumenischen Hospizdienst für Erwachsene und den Kinder- und Jugendhospizdienst – die Verwaltungsaufgaben. Sie leitet und organisiert zudem die Aktionstage „Erleben verbindet“.
Zusammen mit den Ehrenamtlichen sorgen die beiden dafür, dass der Kiho seine drei Aufgaben erfüllen kann: die Begleitung für Kinder, Jugendliche und Erwachsenem die schwer erkrankt sind oder sich ihrer letzten Lebensphase befinden. Auch Kinder und Jugendliche, die um ihre Eltern oder Geschwister trauern oder selbst erkrankt sind, gehören zum Betroffenenkreis..
Beim zweiten Termin sind die Kinder mit dabei
Der Erstkontakt mit dem Kiho läuft in den meisten Fällen über Claudia Frers. „Die Anfragen kommen entweder direkt von den betroffenen Familien oder über Pflegedienste, die auf uns hinweisen. Auch Schule, Kindergarten, Krebsberatungsstelle, Psychologen oder die Sozialdienste der Kliniken vermitteln an uns. Manchmal ist es auch der Freundeskreis oder Nachbarn, die helfen wollen und nach Unterstützungsmöglichkeiten suchen“, erzählt sie.
Nach einem kurzen ersten Telefonat, in dem sich die Koordinatorin die Situation schildern lässt, findet ein Beratungsgespräch zum Kennenlernen statt. „Das kann schon in der Familie geschehen, aber oft kommen die Eltern erst einmal alleine zu uns – ohne die Kinder. Die Sorge der Eltern ist oft, dass sie den Kindern in dieser Situation nicht gerecht werden. Deshalb ist es ihnen wichtig, jemanden zu haben der sich wirklich Zeit dafür nimmt.“ Der zweite Termin findet vor Ort mit den Kindern statt. „Für mich ist es sehr wichtig, die Kinder kennenzulernen, um herauszufinden, was sie wollen und brauchen“, erklärt Claudia Frers. „Dann schaue ich in meine Liste mit Ehrenamtlichen und überlege: Wer ist gerade frei und wer passt in diese Situation und für diesen Bedarf.“ Auch beim ersten Besuch der Ehrenamtlichen in der Familie ist sie dabei. Das gibt beiden Seiten nochmals Gelegenheit, zu erspüren, ob sie sich die Begleitung vorstellen können. Ist dies der Fall, beginnen die regelmäßigen Besuche. Meist kommt die ehrenamtliche Begleitung einmal wöchentlich für ein paar Stunden und widmet sich ganz dem Kind oder Jugendlichen. Was sie zusammen machen, hängt von dessen Wünschen und Bedürfnissen ab, sein Wohl steht stets im Mittelpunkt. „Eine Jugendliche hat sich zum Beispiel gewünscht, dass die Begleiterin mit ihr kocht und sie gemeinsam essen, weil die Mama nicht mehr da ist. Dabei kann Nähe und Raum für Gespräche entstehen.“
Die Dauer des Einsatzes richtet sich nach dem Bedarf und der individuellen Situation – der Zeitraum variiert von ein paar Monaten über mehrere Jahre. Regelmäßige Gespräche am Runden Tisch geben Aufschluss über Bedarf und Notwendigkeit der Unterstützung. Erst wenn die Familie gefestigt und die begleiteten Kinder stabil sind, endet der Einsatz. Am Ende jeder Begleitung gibt es einen klaren Schnitt mit Abschlussgespräch. Damit sind die Ehrenamtlichen aus ihrer Rolle entlassen. Manchmal bleibt der Kontakt danach erhalten, da in der intensiven Zeit der gemeinsamen Wegstrecke Freundschaften entstanden sind. Die Begleitungen enden nicht mit dem Tod des Familienmitgliedes (manchmal beginnen sie dann erst), wohl aber die Finanzierungsmöglichkeit über die Krankenkasse, da es für Trauerbegleitung keine Fallpauschalen gibt. Auch die vielen Beratungsgespräche, die Aktionstage „Erleben verbindet“ oder die speziellen Mitarbeiterschulungen – 2025 findet wieder eine Qualifizierung von Ehrenamtlichen statt – werden nicht gefördert. „Ohne Spenden ist unsere Arbeit so nicht machbar“, betont Claudia Frers. „Wir sind auf diese Unterstützung angewiesen.“