Herrenberger Stadtwerke erhöhen erneut Preise für Gas und Strom

Die Herrenberger Stadtwerke GB-Foto (Archiv): Vecsey
Der Handelsmarkt verzeichnet seit Anfang des Jahres historische Höchstpreise für Energie, eine Entspannung ist aktuell nicht in Sicht. Zudem hat die Bundesregierung die Einführung von Gaspreisumlagen zum 1. Oktober beschlossen. Die anhaltenden Turbulenzen an den Energiemärkten und die daraus resultierende angespannte Situation, zwingen die Stadtwerke Herrenberg zu einer erneuten Preisanpassung der Gas- und Stromtarife.
Die Stadtwerke Herrenberg sind daher gezwungen, wie es in einer Pressemitteilung heißt, die Gas- und Stromtarife zum 1. Oktober zu erhöhen. Ausgenommen hiervon sind die Tarife EcoFix und GasFix. Es ist bereits die dritte Gaspreissteigerung in diesem Jahr, nachdem die Preise zum 1. Januar und 1. Mai schon einmal angehoben wurden. Wegen der ungewöhnlich hohen Energiepreise und der besonderen Marktdynamik hat der Gemeinderat die Stadtwerke zu Jahresbeginn ermächtigt, die Tarife kurzfristig und ohne gesonderten Gemeinderats-Beschluss zu ändern, um mit der extrem dynamischen und herausfordernden Entwicklung Schritt halten zu können.
„Wir müssen unsere Preise erhöhen, um als Stadtwerke weiter handlungsfähig zu sein. Für die Verbraucher sind die steigenden Energiekosten eine echte Herausforderung. So eine Situation hat es zuvor noch nie gegeben“, sagt Werkleiter, Karsten Kühn. „Alle Gas- und Stromanbieter in Deutschland haben mit historisch hohen Einkaufspreisen zu kämpfen. Der Krieg in der Ukraine und ein möglicher Gas-Lieferstopp verschärfen die Situation noch zusätzlich.“ Die steigenden Marktpreise werden durch die Energieversorger nun an die Verbraucher weitergegeben. Zudem müssen Kunden für neue Gasumlagen, deren Einführung die Bundesregierung zum 01.10.2022 beschlossen hat, aufkommen. Sollte die seitens der Bundesregierung vorgeschlagene Mehrwertsteuersenkung für Erdgas von 19 Prozent auf 7 Prozent umgesetzt werden, wird die Ersparnis ab dem Zeitpunkt der Wirksamkeit an die Kunden weitergegeben.
Hintergrund der Umlagen ist die deutliche Kürzung der Gaslieferungen durch Russland, die auch die Gasversorgungssicherheit im Winter beeinflusst. Die Bundesregierung hat daher mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Versorgungssicherheit zu stärken. Dazu gehört unter anderem die drastisch beschleunigte Einspeicherung von Erdgas in die Gasspeicher, aber auch von der Bundesregierung beschlossene Stützungsmaßnahmen für große Gasimport-Unternehmen, denen Gaslieferungen aus Russland weggebrochen sind. Diese Gasmengen, welche einen Teil des Gasbedarfs in Deutschland decken, sind nun in kürzester Zeit zu extrem hohen Preisen nach zu beschaffen.
Zur Finanzierung solcher Maßnahmen hat die Bundesregierung die sogenannte Gasumlage auf den Weg gebracht. Diese besteht aus den folgenden Komponenten:
Gasbeschaffungsumlage
Die Gasbeschaffungsumlage wurde als Folge des Ukraine-Krieges erhoben. Sie soll Gasimporteure entlasten, die in den vergangenen Monaten deutlich weniger Gas aus Russland bezogen haben als vertraglich vereinbart. Diese Mengen müssen zu vielfach höheren Preisen aus anderen Quellen ersetzt werden. Die Höhe dieser Umlage beträgt für alle Verbraucher 2,419 ct/kWh und ist zeitlich bis zum 01.04.2024 begrenzt.
Gasspeicherumlage
Die Bundesregierung hat für die Gas-Versorgungssicherheit ein Gesetz beschlossen, das konkrete Mindestfüllstände der Gasspeicher an bestimmten Stichtagen vorgibt. Dies soll dazu beitragen, dass im Winter auch beim Ausfall von Gasimporten die Gasversorgung in Deutschland gesichert ist. Die Sicherstellung der gesetzlich geforderten Speicherfüllstände stellt im Zweifel besondere Energiebeschaffungen dar, durch die Gasspeicherumlage sichergestellt werden. Die Höhe dieser Umlage beträgt für alle Verbraucher 0,0590 ct/kWh und wird nach jetzigem Stand vom 01.10.22 bis zum 01.04.25 erhoben.
Bilanzierungsumlage
Die Bilanzierungsumlage wurde eingeführt, um den erwarteten Fehlbetrag aus dem Einsatz von Regel- und Ausgleichsenergie zu decken. Die Bilanzierungsumlage besteht bereits seit den zuletzt durchgeführten Marktänderungen im Bereich der Gasversorgung in Deutschland im Jahr 2021. Sie betrug bisher 0,000 ct/kWh und erfährt nun eine Anpassung auf 0,570 ct/kWh.
Unterm Strich wird die Kilowattstunde Gas durch diese staatlichen Umlagen also 3,048 Cent netto (3,6 Cent brutto) teurer. Die Stadtwerke Herrenberg als kommunaler Versorger sind gesetzlich dazu verpflichtet, die aus dieser Umlage erzielten Einnahmen vollständig abzuführen.
Strompreise steigen rasant
Auch beim Strom sieht die Preisentwicklung alles andere als rosig aus: Trotz der zum 1. Juli abgeschafften EEG-Umlage steigen die Strompreise rasant. Die Strombeschaffungskosten sind aktuell viermal so hoch wie noch 2021. Auch hier müssen die Stadtwerke Herrenberg die Preise für ihre Kunden anpassen. Bei einem Durchschnittsjahresverbrauch von 3.500 kWh steigen die Stromkosten um circa 400 Euro pro Jahr.