Hinzke setzt auf einen terminstarken Herbst
Markus Hinzke, auf internationalem Parkett einer der gefragtesten Beschaller von Reitturnieren, trifft dieCorona-Krise besonders hart. Keine Großveranstaltungen bis Ende August, keine Reitturniere weltweit. Zuversichtlich blickt der 54-Jährige dennoch in die Zukunft und hofft auf einen starken Herbst. Im November möchte der Altinger wieder unterm Dach der Schleyerhalle sitzen.
Lesedauer: ca. 3min 11secVorsichtig optimistisch klingt die Stimme von Markus Hinzke. Obwohl der gebürtige Altinger, der einst in Gültstein in jungen Jahren selbst in den Springreitersattel stieg, nicht weiß, wann es für ihn als Musikregisseur vieler internationaler Reitturniere nach der Corona-Zwangspause wieder weitergeht. „Letzte Woche wurde festgelegt, dass Großveranstaltungen bis 31. August nicht stattfinden dürfen, was danach kommt“, zuckt Markus Hinzke mit den Schultern, „steht in den Sternen.“
Insbesondere für die großen Veranstaltungen sei ein danach sofortiger Beginn mehr als fraglich. „Für den Herbst habe ich zumindest Anfragen von mehreren großen Reitturnieren in Amerika, die ich zum ersten Mal betreuen würde“, verrät der routinierte und international gefragte Beschaller, der sich auch unter Dressurreitern als Kürschreiber einen Namen erworben hat.
Zum Ende des Jahres sind große Hallenklassiker wie Stuttgart oder das große Weltcupturnier im Dezember in London längst von ihm gebucht. „Ich denke schon“, sagt er, „dass ich Mitte November in der Schleyerhalle wieder an den Reglern des German Masters sitzen werde.“ Und dennoch glaubt Markus Hinzke nicht mehr, dass der Reitsport nach Corona unverändert daherkommen wird: „Der Reitsport wird und muss sich in einigen Bereichen neu aufstellen.“
So befürchtet der seit einigen Jahren mit der Grand-Prix-Dressurreiterin Jessica Süss (Warendorf) Liierte, dass einige Veranstalter, Reiter und auch Dienstleister die Corona-Krise finanziell nicht überstehen werden. Anderen wiederum tue so eine Turnierpause aber kurioserweise ganz gut. „Ein Reitturnier durchzuführen“, erläutert Markus Hinzke, „ist häufig für die handelnden Personen ein ganz schöner Kraftakt und man kann sich Dinge hinterfragen und manche Sachen dann nächstes Jahr sogar besser machen.“
Sein Jahreshöhepunkt wäre Tokio gewesen, nach Rio 2016 seine zweiten Olympischen Spiele an den Reglern bei den Reitwettbewerben. „Der Auftrag bleibt für mich, nun eben als Tokio 2021, von der Internationalen Reiterlichen Vereinigung, der FEI, ganz normal bestehen“, berichtet Hinzke, „ich bin in die Planungen mit Gesprächen und E-Mails mit einbezogen und alles wird nun ein Jahr später passieren.“ Wie er als Selbstständiger, dem gerade seit Wochen sämtliche Veranstaltungen wegbrechen, die Situation meistert? „Das ist“, betont Markus Hinzke, „eine große Herausforderung für alle Selbstständigen in allen Bereichen, also auch abseits von Sport oder Reitsport im Speziellen. Ich in meiner Veranstaltungsbranche habe derzeit null Aufträge, weltweit findet einfach nichts statt und von komplett ausgebucht zu null, das ist natürlich eine spezielle Situation.“ Er sei glücklicherweise schon einige Jahre mit seiner Firma dabei, habe auch nicht unbedingt verschwenderisch gelebt und konnte sich deshalb ein kleines finanzielles Polster anlegen. „Ich bin guter Dinge“, sagt er, „dass es mich im nächsten Jahr noch gibt.“
Unter all seinen alljährlich stattfindenden Veranstaltungen sind im Pferdesportkreis Böblingen nur noch wenige Turniere verblieben. Darunter die großen Turniere des Reit- und Fahrvereins Böblingen. „Für Mai hatte ich mich schon sehr auf das wegen Corona abgesagte Grand-Prix-Dressurturnier gefreut und hoffe nun eben, dass im Oktober das Springturnier in Böblingen stattfindet und wir uns dort alle gesund und munter wiedersehen“, bleibt Markus Hinzke optimistisch.
Insgesamt sieht der Altinger die momentane Situation sehr kritisch, der Blick müsse aber stets nach vorne gerichtet sein: „Meine Hoffnung besteht darin, dass wir durch die momentane Corona-Krise mehr Zusammenhalt in der ganzen Gesellschaft und auch im Reitsport bekommen werden.“ Wenn in den kommenden Wochen von den Behörden zumindest kleinere Sportveranstaltungen wieder erlaubt werden, rechnet Markus Hinzke im Reitsport umgehend mit sehr vielen Late-Entry-Turnieren. Allesamt zu Beginn wegen der strengen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln höchstwahrscheinlich ohne Zuschauer. „Einfach“, erläutert der Musikexperte, „damit die Reiter rauskönnen und mit ihren Pferden wieder in den Wettbewerbsmodus gelangen.“
Er hingegen rechne für sich und seine Großveranstaltungen frühestens mit einem Start im September. „Ich habe somit gerade genug Zeit, um kreativ zu sein und Dinge, für die bislang keine Zeit war, weiterzuentwickeln. Was ja auch eine künstlerische Tätigkeit ist und in meiner Branche ein Alleinstellungsmerkmal bedeutet.“ In Deutschland und in der Welt, so der 54-Jährige, soll es irgendwann schließlich wieder Reitsportveranstaltungen mit vielen Zuschauern geben. Demzufolge ist auch sein persönliches, positives Fazit inmitten der Corona-Pandemie zu verstehen. „Die Pferde“, meint Hinzke, „haben die Erfindung des Autos überlebt und der Reitsport wird auch Corona überleben.“