In der Verlängerung ist die Luft raus

Fußball: Landesligist SV Deckenpfronn ist in der ersten Runde des WFV-Pokals ausgeschieden. Gestern Abend hat der SVD zu Hause gegen Bezirksligist TSV Hirschau mit 4:6 nach 120 Minuten verloren.

Von Thomas Oberdorfer

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Starke Hirschauer Gegenwehr: Deckenpfronns Timo Schwarz (links) wird von Felix Geckeler ausgebremst. GB-Foto: Holom

Starke Hirschauer Gegenwehr: Deckenpfronns Timo Schwarz (links) wird von Felix Geckeler ausgebremst. GB-Foto: Holom

Ein wildes Spiel gestern Abend: Der SV Deckenpfronn holte in der regulären Spielzeit einen 0:3-Rückstand gegen den unterklassigen TSV Hirschau (Bezirk Alb) auf, in der Nachspielzeit gelang Jonny Rothfuß das 3:3. „Man hat gesehen, dass uns die Cleverness und die Reife noch fehlen. Wir hatten mehr Chancen als der Gegner, machen aber die Tore nicht, auf der anderen Seite haben wir nicht gut verteidigt“, sagte Deckenpfronns neuer Trainer Marco Grausam.

Deckenpfronns Coach Marco Grausam hat damit gerechnet, dass Gegner Hirschau zunächst eher tiefer stehen wird. Das war zu Spielbeginn und in den folgenden etwa 15 Minuten allerdings nicht der Fall. Vielmehr störte Alb-Vertreter den Spielaufbau der Deckenpfronner in der gegnerischen Hälfte – und das mit Erfolg. Deckenpfronn war zunächst überhaupt nicht im Bilde, verlor einen Zweikampf nach dem nächsten. Das hätte beinahe schon in der ersten Minute Folgen gehabt: Alexander Lauxmann kam freistehend aus fünf Metern zum Kopfball, er traf die Latte.

In der vierten Minute reagierte SVD- Keeper Louis Schneider prächtig nach einem Schuss von Namik Ilhan. In der zehnten Minute dribbelte Cihan Canpolat gut 40 Meter durch das Mittelfeld des SV in Richtung Strafraum und zog ab. Abermals war Schneider auf dem Posten. Zwei Minuten später fiel das folgerichtige und verdiente 1:0 für den Bezirksligisten. Eine Konter des TSV, ein Schuss von Lauxmann, Marc Rück klärte per Hand, Strafstoß war die Konsequenz. Lauxmann verwandelte sicher zum 1:0. „Wir sind in der Anfangsphase überhaupt nicht ins Spiel gekommen, wir waren nicht auf dem Feld“, sagte Grausam.

Nach dem 0:1 kamen die Deckenpfronner etwas besser ins Spiel, ihre Angriffe wirkten zunehmend strukturierter, sie agierten in den Zweikämpfen nun bissiger. Und sie hatten erste Chancen: Hirschaus Torwart Vincent Stenzel hielt in der 16. Minute einen Schuss von Robin Braun, in der 22. Minute parierte er einen Schuss von Marvin Kreudler. Auffällig bei Deckenpfronn war, dass die gefährlichen Angriffe vornehmlich über die rechte Seite vorgetragen wurden, Neuzugang Rück agierte dort mit viel Tempo und Dynamik.

In der 35. Minute fingen sich die Deckenpfronner einen Konter, er endete mit dem Treffer von Canpolat zum 2:0 für den TSV. Im Vorfeld war klar, dass vor allem Lauxmann und Canpolat in der Offensivabteilung von Hirschau zu beachten sind, in der vergangenen Runde schossen beide zusammen 46 Treffer. Drei Minuten nach dem zweiten Gegentor hatte Nathanael Bürkle nach einem feinen Pass von Jonny Rothfuß den Anschlusstreffer auf dem Fuß, aus kurzer Distanz zielte er aber über das Tor. Timo Schwarz brachte in der 40. Minute den Ball tatsächlich im Kasten unter, Linienrichter Markus Schmidt entschied aber auf Abseits – eine Fehlentscheidung. Zu Beginn der zweiten Hälfte legte Deckenpfronn fulminant los, in der 46. Minute hatten Bürkle und Braun innerhalb weniger Sekunden die Chance, den SVD wieder ins Spiel zu bringen, beide scheiterten am starken Hirschauer Torhüter Stenzel. „Das waren zwei hundertprozentige Chancen“, konstatierte Grausam. Und dann trat wieder einmal eine alte Fußballerweisheit zu Tage: Wenn man vorne die Chancen vergibt, kassiert man hinten die Treffer. So war es in der 47. Minute, Canpolat erhöhte auf 3:0, die Partie schien entschieden.

Bei allen Unzulänglichkeiten bis zu diesem Zeitpunkt, eines konnte man Deckenpfronn nicht absprechen: Den Willen. Grausam: „Die Moral der Mannschaft war sehr gut. Sie war in sich geschlossen.“ Und diesen Willen zeigten sie auch weiterhin, und das mit Erfolg: Deckenpfronn bestimmte trotz des frühen Gegentreffers in Durchgang zwei zunehmend die Partie. In der 68. Minute traf Timo Schwarz zum 1:3, Nathanael Bürkle verkürzte auf 2:3 (77.). Der SVD drückte vehement auf den Ausgleich, und dieser gelang tatsächlich noch: Jonny Rothfuß traf in der dritten Minute der Nachspielzeit zum 3:3 und rettete damit sein Team in die Verlängerung. Dort setzte allerdings im ersten Durchgang wieder der TSV die entscheidenden Akzente: Canpolat erzielte mit seinem dritten Treffer das 4:3 für Hirschau (98.), der eingewechselte Tim Endreß traf zum 5:3 (105.). Die Entscheidung in dieser Partie fiel in der 112. Minute: Benjamin Schiebel verwandelte aus 20 Metern einen Freistoß direkt zum 6:3. Der SVD gab dennoch nicht klein bei, er verkürzte durch Marco Völler auf 4:6 (113.). Eine erneute Aufholjagd gab es aber nicht mehr. Grausam: „Das war dann eine Kopfsache, nachdem wir erneut in Rückstand geraten sind. Es war eine schwierige Situation, das Spiel nochmals zu drehen.“

SV Deckenpfronn: Schneider, Christmann (45. +2 Tischner), Dengler, Marquardt (80. Kimmerle), Bürkle, Schwarz, Braun (56. Völler), Stoll (65. Marvin Wolf), Kreudler, Rothfuß, Rück

TSV Hirschau: Stenzel, Geckeler, Gottschalk, Fauser, Ilhan, Schiebel, Wiest, Lauxmann, Ladinig, Canpolat, Seßler

Zuschauer: 150

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Erstellt:
27. Juli 2022

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