Krankenhaus gilt weiter als „babyfreundlich“

Herrenberg: Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in einer Patientenbefragung als Testsieger gekürt.

Krankenhaus gilt weiter als „babyfreundlich“

Dr. Ines Vogel bei einer Ultraschalluntersuchung. GB-Foto (Archiv): Klinikverbund

„Es gibt Momente im Leben, die auch in der Wiederholung nichts von ihrem Zauber verlieren.“ Gleich in doppelter Hinsicht trifft das bekannte Zitat auf die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Herrenberger Krankenhauses zu. Einerseits gilt jede Geburt als ein solcher „Zaubermoment“. Andererseits wurde die Klinik von der WHO/Unicef-Initiative Babyfreundlich als babyfreundliche Geburtsklinik ausgezeichnet. Zum wiederholten Mal, und dennoch ist die Rezertifizierung für Chefärztin Dr. Ines Vogel und ihr Team längst keine Routine. Die externen Gutachter nehmen die Prozesse und Abläufe jedes Mal aufs Neue genauestens in den Blick, darüber hinaus müssen strikte Vorgaben bezüglich der Infrastruktur, der personeller Ausstattung und der fachlichen Qualifikation der Ärzte, Pflegekräfte und Hebammen eingehalten und umgesetzt werden. Allesamt kleine Mosaiksteine, die sich zum Gesamtbild „Babyfreundliches Krankenhaus“ zusammenfügen.

Wobei babyfreundlich mit „bindungsfreundlich“ gleichgesetzt werden könne. Die Stillförderung, vor allem aber die vielen, unter dem Fachbegriff „Bonding“ zusammengefassten, Einzelmaßnahmen haben ein Ziel: „Sie fördern und stärken die Eltern-Kind-Bindung“, sagt Dr. Vogel. Unabhängig davon, ob das Kind auf natürliche Weise oder per Kaiserschnitt entbunden wurde, direkt nach der Geburt wird es auf den nackten Bauch der Mutter gelegt. Die Wärme, der bekannte Herzschlag und der unverwechselbare Geruch bilden einen vertrauten Rahmen in einer bis dahin fremden Welt. Der familiäre Zusammenhalt, mit dem man „Bonding“ ebenfalls übersetzen kann, entsteht nicht allein in den ersten Lebensminuten des Kindes, sondern auch in den Tagen danach. Daher sei es wichtig, dass Väter den Körperkontakt mit ihrem Kind suchen und pflegen. Auch sie können sich ihr Kind auf die nackte Brust legen – beide Seiten können sich so mit allen Sinnen wahrnehmen und kennenlernen. „Wir schaffen damit die Grundlage für ein lebenslanges, ganz besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind“, sagt Dr. Vogel.

Dr. Ines Vogel rückt insÄrztliche Direktorium nach

Zusätzlich zur „Babyfreundlich“-Rezertifizierung erhielt die Klinik die Auszeichnung „Testsieger“ bei einer verbundweiten Patientenbefragung. „Das Herrenberger Krankenhaus wurde von allen Häusern im Verbund am besten bewertet und innerhalb des Hauses wurde unsere Fachabteilung auf Platz eins gewählt“, fasst Dr. Vogel das Ergebnis der Befragung zusammen. „Diese Auszeichnung freut uns besonders. Denn sie zeigt, dass die Patienten mit unserer Arbeit zufrieden sind und sie spüren, dass unser Team trotz aller Belastungen und Herausforderungen in dieser Zeit eine tolle Arbeit leistet und diese Arbeit mit Freude verrichtet.“ Gerade kleine Krankenhäuser, wie das in Herrenberg, werden häufig aufgrund von Empfehlungen aufgesucht und deshalb sei das herausragende Abschneiden bei der Patientenbefragung umso wichtiger, wie die Chefärztin weiß.

Noch etwas weiß Dr. Vogel schon jetzt: Bei den Geburtenzahlen wird man die Rekordmarken der beiden Vorjahre nicht knacken können. Vielmehr werden im Herrenberger Krankenhaus in diesem Jahr wieder knapp 1400 Neugeborene entbunden, das Jahr 2022 wird also ein „normales Jahr“. Eine Entwicklung, die für die Chefärztin nicht überraschend kommt. Die jungen Menschen gehen ihre Lebensplanung häufig sehr strukturiert an und in der aktuellen, unsicheren Zeit entscheiden sich viele ganz bewusst dafür, mit der Familienplanung noch ein wenig zu warten.“ Die wirtschaftliche Lage, der Ukraine-Krieg und die immer noch andauernde Corona-Pandemie sind für viele Grund genug, den Kinderwunsch noch ein wenig hinten anzustellen.

Die Monate August und September markieren die beiden geburtenreichsten Monate. Darüber hinaus bringt der September für Dr. Vogel auch persönlich eine Neuerung mit sich: Sie wird Mitglied im Ärztlichen Direktorium des Klinikverbundes. Nach dem Eintritt in den Ruhestand ihres Kollegen Dr. Alexis Wolf, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie, rückt Dr. Vogel für ihn ins Direktorium nach. „Ich freue mich ungemein, dass ich künftig an der Zukunftsgestaltung unseres Verbundes aktiv, vor allem aber auch proaktiv mitwirken kann“, sagt Dr. Vogel.

Durch ihre langjährige Zugehörigkeit zum Herrenberger Krankenhaus, die Gynäkologin hat hier bereits im Jahr 2003 als Oberärztin begonnen, kenne sie die Entwicklungen – aber auch die zugrundeliegenden Überlegungen dieser Entwicklungen – bestens. „Ich sehe es deshalb schon auch als meine Aufgabe im Ärztlichen Direktorium an, das Wissen aus der Vergangenheit zu bewahren und weiterzugeben und somit dazu beizutragen, dass wir für die einzelnen Häuser und den Klinikverbund als Ganzes die richtigen Wege einschlagen“, sagt Dr. Vogel. -gb-