„Macht richtig Laune, Teil dieses Teams zu sein“

„Macht richtig Laune, Teil dieses Teams zu sein“

Marius Kudler (links/im Spiel gegen den TV Nebringen) ist immer mittendrin GB-Foto (Archiv): Schmidt

Ein Vereinswechsel birgt – sowohl für Trainer, als auch Spieler – eigentlich immer auch die Gefahr, Verhältnisse vorzufinden oder auf Personen zu treffen, die einem nicht unbedingt behagen. Oft trifft man auch auf eine Spielweise, die einem nicht zusagt und die man auch als Trainer nur schwer ändern kann. Solche Gedanken gingen zwangsläufig auch Ralf Richter vor der aktuellen Saison durch den Kopf. Der 32-Jährige war vom SV Nufringen zum TSV Kuppingen gewechselt, um dort den Posten des Spielertrainers zu übernehmen. Den Schritt zum unterklassigen Nachbarn hat er aber keine Sekunde lang bereut. Unter anderem auch deswegen, weil er sich als jüngere Version in einem seiner Spieler – in Marius Kudler – wiedergefunden hat.

„Ich sehe einiges in Marius, das mich an mich selbst erinnert – vor zehn Jahren“, muss Ralf Richter schmunzeln und gerät in Bezug auf den Ur-Kuppinger regelrecht ins Schwärmen. Und hat ihn nicht nur wegen der Ähnlichkeit zu sich selbst auch gleich zum Kapitän seiner Mannschaft gemacht. „Marius geht voran, kümmert sich um seine Mitspieler, sitzt nach dem Training im Vereinsheim, ist fußballerisch über jeden Zweifel erhaben und darüber hinaus auch ein feiner Kerl. Er vertritt noch ein bisschen die alte Schule, was man in seiner Generation nicht mehr so oft vorfindet.“

Tatsächlich ist Marius Kudler – der Sergio Ramos, den Kapitän von Real Madrid, als Vorbild hat – die Binde des Mannschaftsführers wie auf den Oberarm geschneidert. „Ich war seit den C-Junioren entweder Kapitän meiner Mannschaft, oder zumindest im Spielerrat“, bestätigt der 22-Jährige. Sogar in seinem einzigen Jahr, welches er nicht im Kuppinger Trikot verbracht hat – bei den A-Junioren des VfL Nagold –, war er einer der Ansprechpartner seines Trainers. „Ich übernehme einfach gerne Verantwortung“, sagt Marius Kudler fast schon beiläufig. „Ich versuche, Vorbild zu sein und voranzugehen.“ Auch bei Markus Gudath, dem Vorgänger von Ralf Richter, war Marius Kudler nach seiner Rückkehr aus Nagold in der Saison 2016/17 stellvertretender Kapitän.

Seit dieser Saison führt er sein Team regelmäßig als Erster aufs Feld. Und der Fan des VfB Stuttgart tut das „sehr gerne. Das macht richtig Laune, ein Teil dieses jungen Teams zu sein.“ Für seinen Trainer ist er dabei nicht nur der verlängerte Arm, sondern gleich noch sein zentraler Spieler. „Als Sechser, mehr noch als Achter ist Marius immer mittendrin im Geschehen – genau da, wo ich ihn auch sehen will“, hält Ralf Richter große Stücke auf den „eleganten Linksfuß“. Dass Marius Kudler dennoch reichlich Verbesserungsbedarf habe, liege in der Natur der Dinge. „Er ist schon sehr weit für sein Alter“, bestätigt Ralf Richter, „aber natürlich kann er sein Spiel noch auf eine höhere Stufe bringen. Marius’ Potenzial ist riesig.“

Am meisten gefällt dem Kuppinger Coach das intelligente Spiel seiner Nummer 14. Im Passspiel sei Marius Kudler ligaweit einer der Besten. „Gepaart mit seinem Ehrgeiz, seiner Laufstärke und seinem Fitnesszustand ist er auch der perfekte Pressingspieler.“ Dennoch erwartet Ralf Richter noch mehr von seinem Kapitän. „Marius kann noch lauter, dominanter, ja chefiger auftreten. Noch geht mir sein Kopf nach zwei, drei misslungenen Aktionen zu schnell nach unten. Aber er wächst ja gerade erst in seine Führungsrolle hinein, so dass ich fest überzeugt bin, dass er sich auch dahingehend verbessern wird.“ Und da wäre natürlich noch ein Punkt, der dem TSV-Spielertrainer stets unter den Nägeln brennt. „Marius muss torgefährlicher werden. Er kommt so oft in gute Situationen, hat aber erst einen Treffer in diesem Jahr zu Buche stehen.“

Den verkorksten Pflichtspielstart in das neue Kalenderjahr will der 22-Jährige gemeinsam mit seiner Mannschaft wettmachen – wenn man denn noch die Chance dazubekommt. Zurzeit ist der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Krise auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Zwar habe man jetzt auf die ersten beiden Tabellenplätze etwas abreißen lassen. Auf Rang vier und mit den anstehenden Duellen gegen Spitzenreiter TSV Dagersheim und dem Tabellenzweiten SV Oberjesingen sei aber noch lange nichts verloren. „Wir werden versuchen, noch einmal oben anzuklopfen“, verspricht Marius Kudler, der dabei auch auf seinen Spielertrainer baut. „Ralf ist ein Glücksfall für den TSV. Er hat neue Anreize gesetzt, neue Ideen eingebracht und uns auch eine neue Spielphilosophie mit auf den Weg gegeben. Dass es dabei hin und wieder auch haken kann, ist für so ein junges Team wie unseres nicht überraschend.“

Und auch wenn weder der Kuppinger Spielertrainer noch dessen Kapitän das Wort „Aufstieg“ in den Mund nehmen, wehren würden sich die beiden dagegen aber auch nicht. „Unser großer Vorteil gegenüber der Konkurrenz ist, dass wir nicht aufsteigen müssen“, sagt Ralf Richter. Zumindest noch nicht. Denn im Grunde zieht es auch den langjährigen Kapitän des SV Nufringen wieder zurück in die Bezirksliga. „Hier ist etwas am Entstehen.“ Die zentrale Rolle nimmt dabei Marius Kudler ein, den sein Coach auch abseits des Sportplatzes als „immens wichtig für den TSV“ einstuft. Nicht von ungefähr sei er von all den neuen Spielern als „bester Integrator“ auserwählt worden. „Ich habe die Neuen abstimmen lassen, und Marius war auch hier unangefochten“, so Ralf Richter. EDIP ZVIZDIÇ