Sechs Oberbürgermeister gegen Kappung der Gäubahn
Herrenberg: Unter den sechs Unterzeichnern ist auch Nico Reith. Abkopplung wäre für Reisende „undenkbar und nicht akzeptabel“.
Lesedauer: ca. 2min 23secSechs Oberbürgermeister von Städten entlang der Gäubahn-Strecke fordern in einer Resolution, die Gäubahn nicht ohne tragfähiges Konzept zu kappen. Als Unterzeichner firmieren aus Böblingen Dr. Stefan Belz, aus Singen Bernd Häusler, aus Tuttlingen Michael Beck, aus Rottweil Dr. Christian Ruf, aus Herrenberg Nico Reith und aus Horb Peter Rosenberger.
Die OBs zeigen sich enttäuscht über die geplante Kappung der Gäubahn, die nach aktuellem Stand bereits im April 2026 umgesetzt werden soll. Die oberirdische Anbindung an den Hauptbahnhof soll so lange erhalten bleiben, bis eine verlässliche Alternative und ihre Finanzierung vorliegen, fordern die Oberhäupter.
„Wir warnen ausdrücklich davor, die Gäubahn zu kappen, ohne dass ein tragfähiges Konzept auf dem Tisch liegt“, schreiben die Oberbürgermeister. „Die lange Kappung über viele Jahre in Stuttgart-Vaihingen führt zu großem Frust bei den Reisenden, die den Hauptbahnhof als Zielort haben oder auf das Umsteigen auf den Fernverkehr angewiesen sind.“
Die Oberbürgermeister mahnen dies aus folgenden Gründen an: Erstens könne der Pfaffensteigtunnel kann nur dann als Lösung dienen, wenn die Finanzierung durch den Bund gesichert sei. Diese Zusage erfolgt üblicherweise erst nach einem abgeschlossenen Planfeststellungsverfahren, was derzeit nicht der Fall ist.
Befürchtung: Tiefbahnhof nicht im Dezember 2026 in Betrieb
Zweitens wird über eine Klage der Deutschen Umwelthilfe erst noch entschieden, ob ein Rückbau von Gleisen überhaupt rechtmäßig ist. Drittens stellt auch das Allgemeine Eisenbahngesetz nach der derzeitigen Rechtslage für den Abbau der Gäubahn-Gleise auf dem Gleisfeld des Stuttgarter Hauptbahnhofs Hürden dar. Viertens ist die Fertigstellung des digitalen Knotens ETCS, Stufe 1 und 2, bis Ende 2026 nicht sicher. Dies ist jedoch Voraussetzung für die Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs Stuttgart 21. Fünftens verstärken nötige Umplanungen am Abstellbahnhof Untertürkheim die Annahme, dass der Tiefbahnhof nicht im Dezember 2026 in Betrieb gehen kann.
„Wir müssen die politisch Verantwortlichen und die Deutsche Bahn scharf kritisieren. Die Versprechen, die im Rahmen der Planungen von Stuttgart 21 gegeben wurden, werden nicht eingehalten“, betonen die Oberbürgermeister. „Eine Kappung der Gäubahn ist für die Reisenden in unseren Städten undenkbar und nicht akzeptabel.“
Die Oberbürgermeister appellieren dringend an alle Verantwortlichen, die Bedenken der betroffenen Städte ernst zu nehmen und sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Reisenden in der Region nicht vernachlässigt werden. Folgende drei Forderungen formulieren die OBs in dem Schreiben: Erstens muss die Gäubahn so lange wie möglich an den Hauptbahnhof angeschlossen bleiben. Zweitens muss eine Planfeststellung und Finanzierung der neuen Führung der Gäubahn so rasch wie möglich vorgelegt werden. Drittens muss der Unterbrechungszeitraum zwischen der Außerbetriebnahme der oberirdischen Anbindung der Gäubahn an den Hauptbahnhof und der Inbetriebnahme der Führung der Gäubahn zum Tiefbahnhof Stuttgart 21 so kurz wie nur möglich gehalten werden.