Schützenkreis Böblingen steht vor der Auflösung

Bislang waren Kreisschützentage meist sehr traditionell abgehaltene Versammlungen, mit Fahneneinmarsch, Reden von Politikern und zahlreiche Ehrungen für verdiente Ehrenamtliche aus den Schützenvereinen. Am Samstag könnte allerdings das Ende des Schützenkreises Böblingen in seiner bisherigen Form eingeläutet werden.

Von Andreas Gauss

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Die Liga-Struktur für die Sportschützen soll bestehen bleiben – aber die neue Organisationsform für die Böblinger Kreisvereine ist ungewiss GB-Foto: Montage

Die Liga-Struktur für die Sportschützen soll bestehen bleiben – aber die neue Organisationsform für die Böblinger Kreisvereine ist ungewiss GB-Foto: Montage

Bereits seit 2016 arbeitet der Württembergische Schützenverband an dem Projekt „Verbandsentwicklung“. Dazu wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, die Vorschläge und mit wissenschaftlicher Beratung der Führungsakademie des DOSB in Köln ein neues Strukturkonzept erarbeiteten. Als erster Kreis im Bezirk Stuttgart wird am Samstag ab 14 Uhr der Kreissportleiter Rainer Hanisch (Böblingen) das Konzept vorstellen. Parallel werden die Vereine beim Leonberger Kreisschützentag über die Pläne informiert.

Es bleibt abzuwarten, ob es dem Schützenkreis am Samstag gelingt, mit Blick auf die im Raum stehenden Veränderungen in naher Zukunft einen stattlichen Teil von Besuchern zu motivieren. Die Vorstellung des neuen Konzepts wird neben den Wahlen von Kreisschützenmeister, Sport-, Jugend- und Schulungsleiter, sowie Schriftführer sicherlich der zentrale Punkt der Veranstaltung. „Wir haben mit der Aussetzung der Meisterschaft im Bezirk Stuttgart schon ein Pilotprojekt gestartet“, erklärte Rainer Hanisch. Mit der Streichung einer „Meisterebene“ soll Luft im Terminplan geschaffen, Mitarbeiter geschont und Geld eingespart werden.

Darüber hinaus sollen die Gründe für eine mögliche Zusammenlegung von Schützenkreisen – in der Region stehen die bisherigen Kreise Böblingen, Calw und Leonberg zur Diskussion – im Rahmen eines Gesamtkonzepts zur Entwicklung der Verbandsstrukturen vorgestellt werden.

„Vorgestellt“, betont dabei Rainer Hanisch, denn noch ist nichts entschieden. So sagte die Landesoberschützenmeisterin Hannelore Lange beim letzten Verbandstag in Ilshofen: „Wir, das sind die Mitglieder unseres Verbands aus allen Ebenen erarbeiten Vorschläge, diskutieren und entwerfen Konzepte. Aber unsere Art, diesen Schützenverband zu führen, ist basisbezogen. Wir nehmen unsere Mitglieder mit in alle großen Entscheidungen, die richtungsweisend für unseren Verband sind.“

Der Plan zu einer neuen Verbandsstruktur sieht vor, bei einem außerordentlichen Verbandstag im Sommer dieses Jahres die Ergebnisse des Projektes vorzustellen, die neuen Gebiete zu beschließen und bei einem weiteren Landesschützentag im April 2020 die Beschlussfassung in eine neue Satzung zu gießen.

Ob somit der 62. Kreisschützentag für die rund 20 Vereine im Schützenkreis Böblingen auch der letzte sein wird, das entscheiden die Delegierten voraussichtlich am Samstag. Der Bezirk Stuttgart umfasst mit Böblingen, Calw, Esslingen, Leonberg, Stuttgart und Waiblingen bislang sechs Schützenkreise. Seit über 20 Jahren werden die obersten Ligen in den verschiedenen Waffengattungen in einer Bezirks-Oberliga zusammengefasst. Mit seinen rund 3000 Mitgliedern ist Böblingen ein wenig kleiner wie der Kreis Calw (29 Vereine mit über 3500 Mitgliedern), aber bei weitem schlagkräftiger als der Leonberger Kreis, der nur noch zwölf aktive Vereine umfasst. Es sind die zahlreichen Doppelstrukturen, die auf Kreisebene bestehen, die nun durch das neue Konzept aufgegeben respektive „eingespart“ werden sollen. Für Einzelmeisterschaften auf Kreis- oder Bezirksebene wurden zuletzt in einigen Gebieten immer weniger Ausrichter gefunden. Händeringend werden nicht nur in den Vereinen, sondern auch auf Kreisebene Funktionäre gesucht. Beim Kreisschützentag der Calwer am Samstag, 16. Februar, in Langenbrand wird Landesschützenmeister Jens Eberius als einer der obersten Verbandsvertreter das Konzept vorstellen.

Dem Vernehmen nach wird die Kreisebene entfallen und die bisherigen Bezirke sollen auf bestimmte Regionen aufgeteilt werden. Dabei spielen vor allem die räumlichen Entfernungen und die Zahl der Vereine eine Rolle. So soll der Bezirk Stuttgart in die „Region 9“ mit den bisherigen Kreisen Böblingen, Calw und Leonberg sowie die „Region 10“ mit Esslingen, Stuttgart und Waiblingen aufgeteilt werden. Die Projektgruppe schlägt vor, das Vermögen der Bezirke entsprechend der prozentualen Mitgliederzahlen auf die neuen Regionen aufzuteilen. Die Kreise bringen ihr Vermögen direkt in die entsprechende Region ein. Mit den von den Zahlen her gut aufgestellten Kreisen Böblingen (3000 Mitglieder) und Calw (3500) dürfte die „Region 9“im Bereich des Württembergischen Schützenverbands mit seinen derzeit rund 89000 Mitgliedern gut aufgestellt sein. Nur eines dürfte am Samstagmittag auch dem letzten Vereinsvertreter klarwerden: Der Schützenkreis Böblingen wird in seiner bisherigen Form aufgelöst werden und in der „Region 9“ aufgehen. Sportlich soll sich freilich für die Vereine nichts ändern, meint Rainer Hanisch: „Die Liga-Struktur soll bleiben.“

Der Schützenkreis Böblingen veranstaltet seinen 62. ordentlichen Kreisschützentag in der Turn- und Festhalle in Ehningen. Los geht es ab 13.45 Uhr mit der Ausgabe der Stimmkarten bei Ankunft der Delegierten und der Aufstellung der Fahnenabordnungen.

Walter Frank (links) vom Ehninger Schützenverein ist der Gastgeber, Kreissportleiter Rainer Hanisch (Böblingen) wird das neue Konzept für die möglicherweise ab 2020 gültige Verbandsstruktur vorstellen GB-Foto (Archiv): amk

Walter Frank (links) vom Ehninger Schützenverein ist der Gastgeber, Kreissportleiter Rainer Hanisch (Böblingen) wird das neue Konzept für die möglicherweise ab 2020 gültige Verbandsstruktur vorstellen GB-Foto (Archiv): amk

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Erstellt:
30. Januar 2019

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