„Stuntmen“ zeigen Achtklässlern den Bremsweg
Sie treten in die Bremsen, sie leisten Erste Hilfe für vermeintlich Verletzte, sie lassen das Absperrband sinken, unter dem sich die Radfahrer hindurch beugen. Am Donnerstagvormittag findet der Verkehrssicherheitstag der Markwegschulen in Herrenberg statt, zum 15. Mal schon: Ein präventives Erfolgsmodell, bei dem sich die Verkehrsbeauftragen der Schulen in diesem Jahr über eine besonders große Anzahl jugendlicher Helfer freuen.
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Voll in die Eisen: Ein „Stuntman“ demonstriert den Bremsweg auf Inlineskates GB-Foto: Holom
Gen Bahnhof, dort, wo die Kalkofenstraße vom Schießtäle abzweigt, steht die Polizei. Sie wartet nicht auf Verkehrssünder, sie übt mit den Schülern die Verkehrssicherheit. „Anhaltewege zu Fuß, mit dem Auto, Fahrrad, Kickboard, Inliner, Skateboard und Motorroller“ – so heißt die Station. Hier sind die „Stuntmen“ der Herrenberger Markweg-Schulen zugange, führen freilich keine tollkühnen Sprünge vor, von brennenden Fahrrädern oder kollidierenden Skateboards herab, sondern treten artig in die Bremsen.
„Stuntmen“, sagt Zoltan Borland, Verkehrsbeauftragter am Andreae-Gymnasium, „ist vielleicht ein bisschen euphemistisch ausgedrückt“ – dennoch: Die Schüler haben ihren Spaß; die einen bremsen, die anderen lernen. Borlan und Dominik Kirgis, sein Kollege an der Jerg-Ratgeb-Realschule, freuen sich, dass 2019 wieder eine größere Anzahl von Schülern anderer Klassenstufen beim Verkehrssicherheitstag dabei sind.
Busbegleiter erklären
das richtige Verhalten im Bus
Der Verkehrssicherheitstag der Markweg-Schulen wendet sich jeweils an alle Schüler der Klassenstufen acht. Diese Schüler – mehr als 300 sind es 2019 – erhalten am Verkehrssicherheitstag präventiven Unterricht. 13 Schulbusbegleiter der siebten Klasse erklären den Schülern der achten Klassen an Fahrzeugen lokaler Unternehmen in diesem Jahr das richtige Verhalten im Bus; 14 Schüler aller Klassenstufen versorgen Verletzte bei einer realistischen Unfalldarstellung, und zwölf „Stuntmen“ führen ihnen in der Kalkofenstraße den Bremsweg vor.
Einen Bremsweg freilich, der nicht ganz der tatsächlichen Verkehrssituation entspricht, denn ein Reaktionsweg für Radler und Skater lässt sich draußen in der Kalkofenstraße so nicht simulieren. „Die Schüler erleben nur den tatsächlichen Bremsweg“, sagt Sandra Köhler, Polizeihauptmeisterin der Verkehrspolizei in Böblingen, die die Aktion gemeinsam mit dem Polizeihauptkommissar Günter
Meynhert begleitet. Der Bremsbeginn kommt für die Schüler nicht überraschend, wird durch eine Markierung auf ihrem Fahrweg angezeigt.
Sandra Köhler ist mit den Herrenberger „Stuntmen“ sehr zufrieden – und ein Interesse gerade an dieser freiwilligen Arbeit, sagt sie, habe es auch in den vergangenen Jahren in gleichbleibender Größe gegeben. Drüben, auf dem Asphalt, greifen die Bremsen, kommen die Vehikel zu einem Halt, die Schüler, die sie fahren, zeigen, wie gut sie das können. Später dann wird ein älterer Schüler aus dem Markweg vorführen, wie lange ein Motorradfahrer bremst.
Unterdessen führen die Schülerinnen Vanessa Emwinghare-Ekhogue und Amelia Lienert im Foyer der Markweghalle vor, was nötig werden kann, wenn einer sich unvorsichtig im Straßenverkehr verhält. Vanessa und Amelia sind Schulsanitäterinnen, haben einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Sie versorgen einen Schüler, der Hilflosigkeit vortäuscht. „Wir zeigen den Schülern die stabile Seitenlage“, erklären die Schulsanitäterinnen. „Jetzt festhalten!“, ruft einer bei der Übung.
Vor der Halle üben sich die jugendlichen Radfahrer in Fahrradspielen, tanzen den Limbo auf den Drahtesel: Eine Schülerin legt sich zur Seite und gleitet so elegant an ihrem Fahrgestell hängend unter einem Band hindurch, das zwischen zwei Säulen aufgespannt ist, von denen eine irgendwann einmal an einem kleineren Verkehrsunfall beteiligt gewesen sein muss, so schief steht sie auf dem Schulhof. „Am Anfang ist es so, dass sie alle ohne Probleme durchkommen. Dann spannen wir das Band immer ein Stückchen tiefer“, berichtet dazu Tim Turek, ein engagierter Schüler und einer der Helfer an dieser Station.
Der Verkehrssicherheitstag der Herrenberger Markweg-Schulen ist ein fester Teil des Schulablaufs seit 15 Jahren schon.