Viele Beschwerden wegen der Umleitungsroute durch Kayh
Auf der B296 rollt der Verkehr seit gestern wieder. Die Sperrungen seit Anfang April hatten nicht nur die Ammerbucher Ortsteile Altingen, Reusten, Poltringen und Pfäffingen mit zusätzlichem Verkehr belastet, sondern auch den Herrenberger Stadtteil Kayh – was dort großen Ärger hervorrief.
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Beim Kayher Wertstoffhof wird eine Verbindungrampe zur Bundesstraße gebaut GB-Foto: Bäuerle
Vom 1. April bis zum Ende der Pfingstferien war die Bundesstraße 296 zwischen der Herrenberger Autobahnmeisterei und der Tübinger Kreisgrenze auf Höhe von Breitenholz gesperrt. Seit dem gestrigen Montag rollt nun der Verkehr wieder auf der Bundesstraße – was man vor allem in Kayh mit einem Aufatmen quittiert, denn bis zum Beginn der Pfingstferien rollte ein nicht unwesentlicher Teil des Umleitungsverkehrs durch die kurvige Kayher Ortsdurchfahrt statt auf der ausgeschilderten Route durch Altingen, Reusten, Poltringen und Pfäffingen. Die Strecke via Kayh war zwar nicht explizit als Umleitungsstrecke ausgewiesen, aber viele ortskundige Autofahrer bevorzugten die Route durch Kayh, um von der B296 nach Gültstein (oder umgekehrt) zu gelangen. „Es gab Komplikationen im ersten Bauabschnitt, weil wesentlich mehr durch Kayh gefahren sind als gedacht. Es gab viele Beschwerden, dass rücksichtlos und zu schnell gefahren wird“, sagte der Herrenberger Ordnungsamtsleiter Dieter Bäuerle auf „Gäubote“-Anfrage.
Der Kayher Markus Redel hat die turbulenten Zustände vor Ort direkt miterlebt, denn der Logopäde wohnt und arbeitet in der Herrenberger Straße, der Kayher Ortsdurchfahrt. „Das war eine Katastrophe, es gab unglaublich viel Verkehr, ungefähr eine Verdreifachung des sonstigen Verkehrs“, schätzt Markus Redel, der wegen des Schwerlastverkehrs auch „Spätfolgen“ für den Pflasterbelag befürchtet. Den Zeitraum vom 1. April bis zum Beginn der Pfingstferien empfand er als „große Belastung“ für den Ort. „Dazu kamen eine missverständliche Beschilderung und eine katastrophale Planung der Baustelle in Reusten“, moniert der Logopäde. In Reusten war und ist nämlich die Ortsdurchfahrt wegen einer Stützmauer auf einem kurzen Abschnitt nur einspurig befahrbar, eine Baustellenampel regelt den Verkehr.
Fast 32000 Fahrzeuge innerhalb
von zwei Wochen
Auch aus den von der Herrenberger Stadtverwaltung vorgenommenen Geschwindigkeitskontrollen und aufgestellten Messtafeln geht hervor, welch hoher Verkehrsbelastung die Kayher ausgesetzt waren. So wurden in der Entringer Straße innerhalb von zwei Wochen fast 32000 Fahrzeuge erfasst, in der Herrenberger Straße über 29000 Fahrzeuge (normalerweise sind es in der Herrenberger Straße etwa 16000 Fahrzeuge in zwei Wochen). Die vier mobilen Kontrollen ergaben indes nur 23 Beanstandungen und keine übermäßig hohen Tempo-Ausreißer. Die Höchstgeschwindigkeit in den 30er-Abschnitten der Herrenberger Straße lag bei 45 km/h, im Durchschnitt bei 30,7 km/h. „Auch die durchschnittlichen Geschwindigkeiten bewegten sich also im normalen Rahmen“, bewertete Dieter Bäuerle die Ergebnisse. In der Entringer Straße, wo maximal Tempo 50 erlaubt ist, belief sich die Durchschnittsgeschwindigkeit auf 38,4 km/h, die gemessene Höchstgeschwindigkeit betrug 70 km/h.
Seit Beginn der Pfingstferien stand die Kayher Ortsdurchfahrt indes nicht mehr als Umleitungsstrecke zur Verfügung, weil die Bundesstraße während dieses Zeitraums auf dem noch ausstehenden Abschnitt bis zur Tübinger Kreisgrenze saniert worden ist. Die Blechlawinen rollten deshalb komplett durch Altingen, Reusten, Poltringen und Pfäffingen. „Es gab in Reusten Staus während der Hauptverkehrszeit, aber kein Chaos“, erklärt Dieter Braun, der die Abteilung Verkehr und Straßen im Tübinger Landratsamt leitet.
Zu Beginn der Bauarbeiten kam es im Gültsteiner Gewerbegebiet und an der Autobahn-Anschlussstelle zu langen Staus. „Die Ampelschaltungen waren am Anfang unzureichend und wurden nachgebessert“, sagt Dieter Bäuerle. Die Linksabbieger aus dem Gültsteiner Gewerbegebiet in Richtung Herrenberg und von der B296 in Richtung Gewerbegebiet bekamen fortan eine längere Grün-Phase. Als neuralgischer Punkt bei hohem Verkehrsaufkommen erwiesen sich dabei die Linksabbiegespuren, die zu knapp bemessen sind, wenn viele Fahrzeuge abbiegen wollen. „Zu viele Linksabbieger blockierten dann die Geradeaus- und die Rechtsabbiegerspur, so dass auch die beste Ampelschaltung nichts mehr nützt“, so Dieter Bäuerle. Deshalb plane man, die Spuren für die Linksabbieger zu erweitern und die Aufstellflächen zu vergrößern.
Auch Feldwege sind als Ausweichstrecke genutzt worden, was vor allem den Linienbusverkehr behindert hat, der die Feldwege während der Pfingstferien auf legale Art und Weise befahren durfte.
Kreisstraße ist wohl
bis Mitte Oktober dicht
Seit Montag ist nun die K1040 bis zur Einmündung in den Kayher Wertstoffhof gesperrt – voraussichtlich bis zum 13. Oktober. In dieser zweiten Bauphase erhält die K1040 eine Verbindung zur B296 mit einer Rampe auf Höhe des Wertstoffhofs. In dieser zweiten Bauphase wird die K1040 zwischen der Einmündung zum Wertstoffhof und Kayh ausgebaut samt einer durchgängigen Radwegverbindung. Weiterhin wird die Brücke über die B 296 in Richtung Kayh mitsaniert und für einen gemeinsamen Geh- und Radweg präpariert. Den Wertstoffhof kann man während der Bauarbeiten nur aus Richtung Altingen erreichen. Der Verkehr von Kayh nach Altingen und umgekehrt wird über Gültstein und die K1036 auf die K1039/K6918 nach Altingen umgeleitet. Der auf Tübinger Landkreis-Gemarkung liegende Abschnitt der K1040 wird im nächsten Jahr ausgebaut und mit einem Kreisverkehr ans Gewerbegebiet Hagen angeschlossen.