Der Ammerbucher Zweig feiert Jubiläum
Vor 140 Jahren als Darlehenskasse gegründet

Zentrale Anlaufstelle: Das Bankgebäude in Entringen.GB-Fotos
Als sich am 18. Dezember 1884 der Darlehenskassen-Verein Entringen gründete, hießen sowohl der Kaiser wie auch der württembergische König Wilhelm I. Seither hat sich vieles verändert. Aber auch zum 140. Geburtstag der Bank erweist sich die genossenschaftliche Unternehmensform noch immer als ein Anker der Stabilität in bewegten Zeiten. Für die Vorstände der heutigen Volksbank Raiffeisenbank AmmerGäu ist das kein Zufall. „Eine Genossenschaft versammelt Menschen, die gemeinsame Werte haben und als Gemeinschaft hinter einem Konzept stehen“, ist Stefan Hägele überzeugt. „Und wer einmal Mitglied wird, bleibt das in der Regel für immer und gibt dies häufig auch an die nächste Generation weiter“, ergänzt Marco Salzbrunn. Denn Mitglied sein heißt bei einer genossenschaftlichen Bank, auch Miteigentümer zu sein. Rund 11700 Mitglieder tragen die Genossenschaft aktuell.
Die gemeinsamen Werte, die seit der Gründung gelebt werden, liegen für die beiden Bankvorstände unter anderem in der unbedingten Nähe zu den Kunden. „Wir sind eine Manufaktur-Bank“, fasst Marco Salzbrunn diesen Ansatz zusammen. Natürlich werden heute auch in der Bank IT-Systeme und moderne Kommunikationsmittel für die Organisation der Bankgeschäfte eingesetzt. Anders wäre eine Bilanzsumme von mehr als 675 Millionen Euro bei einem betreuten Kundenvolumen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro nicht zu bewältigen. „Aber wir haben immer noch die besondere Verbundenheit mit unseren Kunden, deren individuelle Bedürfnisse und Wünsche wir in den Mittelpunkt stellen“, erläutert Stefan Hägele den Manufaktur-Begriff.
Wer etwas auf dem Herzen hat, bekommt hier auch mal einen Vorstand persönlich an den Hörer. „Wir von der Unternehmens-Geschäftsführung sind noch immer ganz nah dran an der alltäglichen Arbeit“, so Stefan Hägele. Und ein Versprechen gibt Marco Salzbrunn obendrein: „Bei uns bekommt jeder einen Termin innerhalb von 48 Stunden.“
Daran hat sich auch durch die Fusion mit den Genossenschaftsbanken der Raiffeisenbank Oberes Gäu und der Raiffeisenbank Mötzingen nichts geändert. „Wir sind innerhalb von eineinhalb Jahren zu einer tollen Einheit zusammengewachsen“, berichtet Marco Salzbrunn. Dazu habe auch beigetragen, dass es schon vor dem Zusammenschluss eine gute Zusammenarbeit in vielen Bereichen gegeben habe und sich viele Beschäftigten untereinander bereits kannten.
Für die 22 000 Kunden der neu entstandenen Bank und ihre Mitarbeiter habe der Zusammenschluss nur Vorteile gebracht. „Als Volksbank Ammerbuch hatten wir rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das bedeutet, dass einige auf ihrem Spezialgebiet als Einzelkämpfer unterwegs waren“, erläutert Salzbrunn. Heute hat die Volksbank Raiffeisenbank AmmerGäu rund 110 Beschäftigte. „Damit können wir auch eine kompetente Stellvertretung in praktisch jedem Bereich gewährleisten“, sagt er.
Zudem gebe es jetzt auch mehr Perspektiven für einen beruflichen Aufstieg innerhalb der Bank. Die Treue zum Arbeitgeber war auch vorher schon groß, was für das Betriebsklima im Geldhaus spricht. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit beträgt stolze 25 Jahre. „Erst kürzlich haben wir einen Mitarbeiter verabschiedet, der 50 Jahre lang bei uns gearbeitet hat“, berichtet Stefan Hägele.
Mit der jetzigen Größe sei die Volksbank Raiffeisenbank AmmerGäu genau richtig aufgestellt, sind sich die beiden Vorstände einig. Im bundesweiten Vergleich der Genossenschaftsbanken rangiert sie etwa in der Mitte. „Wir haben fusioniert, um weiterhin klein bleiben zu können“, bringt es Hägele auf den Punkt. Selbst bei der Bankenaufsicht habe sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass kleinere Banken eine wichtige Funktion in der Struktur der hiesigen Finanzlandschaft einnehmen.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat kürzlich erste Erleichterungen für kleinere Geldinstitute beim bürokratischen Aufwand mitgeteilt und weitere in Aussicht gestellt. Daran hat auch die Interessengemeinschaft kleiner und mittlerer Genossenschaftsbanken einen Anteil. In der ist Markus Urban als stellvertretender Bundessprecher sehr aktiv, der zusammen mit Uwe Märkle den vierköpfigen Vorstand der Volksbank Raiffeisenbank AmmerGäu komplettiert. Die Regulatorik und Bankenaufsicht sind allerdings ein Thema, das in allen Zeiten aktuell war. In den Archiven der Bank in Ammerbuch findet sich ein Dokument aus den 1960er Jahren. Darin wird die Spar- und Darlehenskasse Pfäffingen eGmbH gerügt, weil sie die Eierkohlen im Raiffeisenmarkt
bei der Inventur lediglich geschätzt, nicht aber gewogen habe. Früher war eben doch nicht alles besser. Aber das, was sich bewährt hat, wird die Volksbank Raiffeisenbank AmmerGäu auch nach 140 Jahren fortführen.

Marco Salzbrunn (links) und Stefan Hägele gehören dem Vorstand an.