Dass der SV Oberjesingen nach der souverän errungenen Meisterschaft im Vorjahr und dem damit verbundenen Aufstieg in die Kreisliga A2 in dieser Saison eine gute Rolle spielen kann, war zu erwarten. Dass der SVO allerdings seit dem fünften Spieltag das Klassement anführt, hat auch die Konkurrenz aufhorchen lassen. Wie der Erfolg zustande kommt und was in Oberjesingen noch möglich ist, darüber spricht Trainer Daniel Wahnsiedler im Interview.
Wahnsiedler: Team wird bis in die Haarspitzen motiviert sein GB-Foto: Holom
„Gäubote“: Herr Wahnsiedler, erschreckt
Sie – im positiven Sinne – hin und wieder
der Blick auf die Tabelle der Kreisliga A2?
Daniel Wahnsiedler: „Wenn ich die ersten neun Spieltage Revue passieren lasse, muss ich ehrlich sagen, dass mich die Tabellenführung nicht überrascht. Wir haben vom ersten Spieltag an das abgeliefert, was gefordert war, und stehen auch völlig zu Recht an der Tabellenspitze. Es überrascht mich daher auch nicht, wenn ich hin und wieder einen Blick auf die Tabelle werfe.“
Aber in Ihren kühnsten Träumen hätten
Sie sich so einen Saisonstart nicht ausgemalt?
„Selbstverständlich konnten wir nicht davon ausgehen, dass wir so einen Saisonstart hinlegen. Aber bereits in der Vorbereitung haben wir erkennen können, dass wir von der Qualität her definitiv mithalten können. Fraglich war nur, bringen wir die Qualität von Anfang auch in den Pflichtspielen auf den Platz.“
An den kommenden beiden Wochenenden
stehen zwei der Saisonhöhepunkte auf dem
Programm. An diesem Sonntag das langersehnte Derby beim TSV Kuppingen, danach das
Gipfeltreffen gegen den TSV Dagersheim. Ist
Ihre Mannschaft bereit für die beiden Spiele?
„Wir können es kaum erwarten und freuen uns total auf diese beiden Spiele, insbesondere das Derby gegen den TSV Kuppingen. Ich kann allen versprechen, dass die Mannschaft bis in die Haarspitzen motiviert sein wird und wir alles daran setzen werden, die nächsten Punkte einzufahren und weiter ungeschlagen zu bleiben.“
Vor der Runde haben Sie als Saisonziel ganz
bescheiden den Klassenerhalt genannt. Gesetzt den Fall, Ihre Mannschaft kommt aus diesen
beiden Duellen unbeschadet raus, werden
Sie und Ihre Trainerkollegen beim SV Oberjesingen, Julian Weidinger und Andreas Gusenbauer, die Saisonziele neu formulieren?
„Ehrlich gesagt wurden vor Saisonbeginn unsere Ziele und Ambitionen nicht ganz korrekt wiedergegeben. Wir haben von Anfang an klar kommuniziert, dass wir davon ausgehen, dass wir nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben dürften. Wir möchten die Mannschaft weiterentwickeln und einen attraktiven und offensiven Fußball spielen. An dieser Marschroute halten wir auch weiter fest und fangen auch nicht das ’Spinnen’ an. Wenn wir am 20. Spieltag in einer ähnlich guten Position sind, können wir gerne über alles Weitere sprechen.“
Im dritten Jahr trainieren Sie nun
gemeinsam mit Julian Weidinger und
Andreas Gusenbauer den SVO, und die
Kurve zeigt seitdem stetig nach oben. Was ist
das Geheimnis hinter dieser Erfolgsgeschichte?
„Wir haben eine klare Idee von dem Fußball, den wir spielen wollen, und diese verfolgen wir auch seit dem ersten Tag sehr konsequent. Die Jungs wissen, dass wir in jedem Training absolute Leistungs- und Lernbereitschaft erwarten. Viele gelangen dabei sicher an ihre Grenzen und denken sich öfters mal, dass die Trainer zu ehrgeizig, zu ambitioniert sind. Aber mit halben Sachen können wir Trainer uns nicht zufriedengeben. Dafür stehen wir und das versuchen wir auch der Mannschaft zu vermitteln. Dabei geht es öfters auch sehr laut und emotional zur Sache. Aber der Erfolg und die Stimmung in der Mannschaft als auch rund um den Verein sprechen für unsere Arbeit.“
Ohne funktionierende Abteilungsleitung
wäre dieser Erfolg aber auch nicht möglich?
„Der SV Oberjesingen ist als Gesamtverein sehr gut aufgestellt. Das war sicher damals auch mit ein Grund, wieso wir uns für das Projekt entschieden haben. Die Abteilungsleitung versucht, uns immer da zu unterstützen, wo gerade Not herrscht. Das gilt sowohl für uns Trainer als auch für die Mannschaft.“
Nach welchen Kriterien wurde die Aufstiegsmannschaft vor der Runde verstärkt?
„Uns war klar, dass wir uns in allen Mannschaftsteilen ganz gezielt verstärken müssen, um den Konkurrenzkampf weiter zu erhöhen und so noch mehr Qualität reinzubekommen. Da wir sehr viele junge Spieler in unseren Reihen haben, war es uns wichtig, an Erfahrung dazuzugewinnen. Vor allem im zentralen Mittelfeld hat uns ein ’Denker und Lenker’ gefehlt. Mit David Schosda haben wir nicht nur einen fußballerisch herausragenden Spieler gewonnen, sondern er hat sich vom ersten Tag an voll mit der Mannschaft und dem Verein identifiziert. Mit Mark Betsch und Faramosh Zakrea haben wir zwei Spieler zu uns lotsen können, die wir noch aus vergangenen Tagen aus unserer Zeit als Jugendtrainer beim VfL Herrenberg kennen, wo wir genau wussten, dass die zwei optimal in unser Team passen und uns qualitativ nach vorne bringen werden. Sebastian Keller, der vom Ligakonkurrenten TSV Hildrizhausen zu uns gestoßen ist, hat sich ebenfalls sehr gut bei uns eingelebt und beackert fleißig die rechte als auch die linke Seite. Wir sind unheimlich froh ihn bei uns im Team zu haben. Zu guter Letzt haben wir mit Jonas Nüßle und Nick Röhm noch zwei Jugendspieler bei uns im Team integriert. Beide hauen sich im Training voll rein und machen den etablierten Spielern ordentlichen Druck.“
Was ist mittelfristig beim SV Oberjesingen noch möglich? Die Bezirksliga schwirrt doch sicherlich schon in so manchen Spielerköpfen herum?
„Wir bleiben bei unserer Marschroute, dass es unser oberstes Ziel ist, die Mannschaft und jeden einzelnen Spieler zu entwickeln. Wir als Trainer stehen für eine klare Handschrift und diese impfen wir nach und nach der Mannschaft ein. Wenn die Jungs weiter so mitziehen, sind wir sehr optimistisch, dass noch einiges möglich ist. Generell kann man sagen, dass in dieser Mannschaft ein unfassbares Potenzial herrscht und der Weg noch sehr weit nach oben gehen kann.“
Das Modell mit den drei Trainern scheint
beim SVO voll aufzugehen. Gibt es nicht hin
und wieder Kompetenzgerangel zwischen Ihnen, Julian Weidinger und Andreas Gusenbauer?
„Das ist überhaupt nicht der Fall. Wir haben unsere Aufgabengebiete im Vorfeld ganz klar besprochen und abgesteckt und somit weiß auch jeder, was zu tun ist und dass er sich voll und ganz auf den anderen verlassen kann.“
Wer hat das letzte Wort vor Spielbeginn?
„Vor Spielbeginn ist es so, dass ich mich um die Ansprache und die taktischen Inhalte kümmere. Im Vorfeld vor jedem Spiel setzen wir Trainer uns aber zusammen und analysieren die aktuelle Situation und bringen gemeinsam eine Aufstellung und die taktische Ausrichtung aufs Papier.“