Wurfzwerge wirbeln über dem Pferderücken

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Christa Mauck-Kuder hat mit ihrer Gruppe in Herrenberg eine neue Heimat gefunden GB-Foto: Holom

Christa Mauck-Kuder hat mit ihrer Gruppe in Herrenberg eine neue Heimat gefunden GB-Foto: Holom

Wie die Jungfrau zum Kind“, so beschreibt Christa Mauck-Kuder selbst ihren Weg in den Voltigiersport. Dabei waren es tatsächlich verschiedene Zufälle und Fügungen, die zu einer höchst erfolgreichen Trainertätigkeit geführt haben, mittlerweile bewegen sich die Schützlinge der Mutter dreier Kinder unter dem Dach des Reit- und Fahrvereins Herrenberg auf M-Niveau. Gelernt hat sie dabei von den Besten, denn als Jugendliche frönte sie im Stuttgarter Reitverein selbst dem Voltigiersport, der dort durch die Familie Lorenz seinerzeit weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht wurde. „Paul Lorenz hat das Voltigieren zum Sport gemacht“, so Christa Mauck-Kuder, „er war damals der Voltigierpapst, unter ihm sind die Stuttgarter sechsmal deutscher Meister geworden.“

Als Christa Mauck-Kuder selbst noch aktiv auf dem Pferd turnte, galt jedoch eine maximale Altersgrenze von 16 Jahren, die heute 54-Jährige widmete sich in der Folge dem Reitsport, der Faszination des Voltigierens war sie aber für immer erlegen. Zuvor folgten jedoch zwei Jahrzehnte ohne Pferde, deren Augenmerk auf Kinder und Beruf lagen. Als die älteste Tochter schließlich den Wunsch äußerte, selbst mit Pferden aktiv werden zu dürfen, kehrte Christa Mauck-Kuder wieder in den Voltigierzirkel zurück. Dafür war die Stuttgarterin, deren Pferde beim Herrenberger Reitverein stehen, geradezu prädestiniert, da sie bei eben jenem Paul Lorenz, der von Stuttgart nach Leonberg gezogen war, Lehrgänge zur Voltigier-Trainerin absolviert hatte.

Umzug nach Herrenberg
mit dem gesamten M-Team

Von Stuttgart aus führte der Weg schließlich nach Holzgerlingen und wenig später nach Herrenberg, „es hat sich ganz glücklich gefügt, ich konnte dort mit meinem Reitlehrer und meinem ganzen M-Team kommen“. Am 1. Oktober 2016 erfolgte der Umzug, mittlerweile trainiert das Team drei Mal wöchentlich in der Reithalle, „früher hatten wir dazu noch eine Einheit in der Turnhalle oder im Fitnessstudio“. Dieses zusätzliche Training müssen die Voltigierer nun in Eigenregie absolvieren, „mein Team ist jetzt sehr verstreut, sie kommen teils aus Stuttgart und Winnenden und befinden sich in Schule, Studium, Ausbildung und Beruf.“ Einen festen Termin stellt jedoch alljährlich das einwöchige Trainingslager dar, ergänzt wird das Angebot zudem durch Lehrgänge und Fremdtrainer.

Zwischen elf und 25 Jahre sind die Voltigierer Christa Mauck-Kuders inzwischen alt, die breite Spanne ist kein Hindernis, sondern absolut wünschenswert. „Wir brauchen den Stütz- und den Trägerpart, aber auch die ’Wurfzwerge’, die oben rumgewirbelt werden wegen ihrer Leichtigkeit.“ Auch wenn die Jüngsten „nicht die gewünschten Noten in der Pflicht bringen, kompensieren sie das in der Kür“. Besonders leicht tun sich dabei Kinder, die zuvor geturnt haben aufgrund ihrer Körperspannung und Dehnbarkeit, „zudem sollte man angstfrei gegenüber dem Pferd sein“. Koordination stellt ebenfalls eine für das Voltigieren wünschenswerte Fähigkeit dar, nicht zuletzt sollte Höhe den Akrobaten auf dem Pferderücken keinen Angstschweiß auf die Stirn treiben – die „Wurfzwerge“ vollführen ihre Kunststücke auch mal drei Meter über dem Boden.

Erfolge werden mit Berufung in
den Regional-Kader belohnt

Mit ihrem M-Team befindet sich Mauck-Kuder auf sehr hohem Niveau, „aufgrund unserer guten Ergebnisse sind wir jetzt auch im Regional-Kader benannt“, berichtet die Stuttgarterin stolz. Der Gewinn der baden-württembergischen Meisterschaft im vergangenen Jahr, ein zweiter Platz bei der württembergischen Meisterschaft sowie der Gewinn der Landesmeisterschaft mit dem gesamten Böblinger Pferdesportkreis in Ulm waren bereits Highlights, bei der diesjährigen baden-württembergischen Meisterschaft wurde der Sieg um gerade einmal ein Hundertstel verpasst. „Wir gehen von der Schwierigkeit her nicht ans Limit, aber wir haben eine sehr saubere Ausführung“, erklärt Christa Mauck-Kuder ein Geheimnis des Erfolgs ihres Teams, „das ist unsere Stärke, auf Ausstrahlung und Ausführung wird von den Richtern auch großen Wert gelegt“. Darüber hinaus „haben wir in diesem Jahr das erste Mal auch eigene Küranzüge, die unser Motto widerspiegeln“, ergänzt Christa Mauck-Kuder, dieses lässt sich durch die Schlagworte „Queen“ und „Bohemian Rhapsody“ bestens umschreiben.

Dass die Voltigierer nicht am Limit agieren, hängt nicht zuletzt mit „Einstein“ zusammen, der 15-jährige Westfale entpuppte sich als erfolgreiches Voltigierpferd, nachdem er „durch einen glücklichen Zufall“ zu Mauck-Kuder gelangte. Da der Wallach quasi als „Greenhorn“ in den Voltigiersport einstieg, „sind wir im letzten Jahr eine einfache, an M angepasste Kür gegangen“, so die Besitzerin des Pferdes, „von Anfang an haben wir dabei fast jedes Turnier gewonnen“. Einstein „läuft auf dem Turnier deutlich besser als zu Hause“, dennoch muss er sich erst langsam an die ungewohnten Belastungen gewöhnen. Schließlich turnen manchmal nicht nur zwei oder gar drei Voltigierer auf dem Pferderücken, wie Christa Mauck-Kuder erklärt, „das Pferd wird auch umturnt und muss die Dynamik der Kür ausbalancieren“. Das Team versucht daher, in Einsteins zweiter Saison „sehr mittig zu turnen“, denn der Wallach solle dabei „nicht verärgert werden, er vertraut uns und das wollen wir zurückgeben“. CHRISTIANE HORNUNG

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Erstellt:
27. August 2019

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