Zwetschgenernte war fast ein Totalausfall

Von Rüdiger Schwarz

Auch im vergangenen Jahr sorgte der Kuppinger Obst- und Gartenbauverein in der Ortsmitte für blumige Grüße. Weniger blumig fiel bei der Jahreshauptversammlung im katholischen Gemeindehaus der Rückblick auf das Obstjahr 2019 aus.

Zwetschgenernte war fast ein Totalausfall

Ehrungen beim OGV Kuppingen (von links): Franz Müller, Reiner Kaupat und Klaus Büchner GB-Foto: Schmidt

Auf ein Hochjahr folgt im Obstbau zumeist ein Erntejahr mit einer eher mageren Ausbeute. Diese Schwankungen im zweijährigen Turnus betreffen vor allem Äpfel und Birnen. In Fachkreisen bezeichnet man dies als Alternanz. So schraubte man die Erwartungen nicht hoch, und tatsächlich sahen sich die Kuppinger Obstanbauer mit einer schwachen Blüte konfrontiert. Eine Blüte, die immer früher zu beginnen scheint. „Durch den zu warmen und trockenen Februar startete die Vegetation zu früh“, ließ Klaus Büchner wissen. Mit dem mehr als sonnenreichen April startete das Pflanzenreich dann vollends durch. Mitte des Monats trieb das Steinobst seine Blüten aus, alle anderen Obstarten legten wenig später nach. Der Mai verpasste all dem Sprießen einen Dämpfer. Ausgerechnet der Wonnemonat präsentierte sich in einem kalten und nassen Gewand. „Bei diesem Wetter sind natürlich unsere Bienen nicht unterwegs“, betonte der Vorsitzende des OGV. Zur schwachen Blüte kam nun auch noch eine schlechte Bestäubung.

Viel Sonne: Hitzeschäden anden Früchten bleiben nicht aus

Doch die Obstanbauer mussten sich noch mit ganz anderen Problemen herumschlagen. Sofern die Sonnenstunden wie 2019 geschehen fast um 130 Prozent über dem langjährigen Mittel liegen, bleiben Hitzeschäden an den Früchten nicht aus. „Der Sonnenbrand war diesmal natürlich auch ein Thema“, sagte Klaus Büchner. Der nasse Mai bot dagegen ideale Bedingungen für die Ausbreitung von Schorfpilzen wie dem Apfelschorf. „Der Schorfbefall war sehr stark“, so Büchner. Die anhaltende Trockenheit trieb im letzten Jahr viele Vögel und Insekten an die Früchte, was massive Obstschäden nach sich zog. Wenigsten bei den Birnen konnten die Kuppinger noch einen sehr ordentlichen Ertrag einfahren. Die Zwetschge war dagegen so gut wie ein Totalausfall.

Eines wurde jedoch auch deutlich: Geringe Erträge führen nicht zwingend zu höheren Abnahmepreisen. Was Äpfel anbelangte, waren die Tanks der Fruchtsaftbetriebe immer noch gut mit den Erträgen vom Vorjahr gefüllt. Bei den Zwetschgen deckte sich der deutsche Markt lieber mit billigerer Ware aus Osteuropa ein, als höhere Preise für hiesige Zwetschgen zu zahlen. Was nicht ohne Folgen blieb. In Kuppingen wurden ganze Zwetschgen-Plantagen bereits vor der Ernte abgefräst. „Für mich eine logische Folge der ganzen Entwicklung“, bedauerte der Vorsitzende. Selbst Büchner sah sich gezwungen zu roden. Nach 60 Jahren tauchte nun ein ungebetener Gast auf. Die Gespinstmotte hatte man gar nicht mehr auf der Rechnung, doch nun machte sie sich auf der Kuppinger Gemarkung wieder breit. Die Raupen dieses Falters sind sehr hungrig, fressen ganze Büsche und Bäume kahl.

Für freudigere Mienen sorgte da schon Christoph Widmayer. Der Kuppinger schlug bei der Saftprämierung zum dritten Mal in Folge zu und konnte sich bei den Mischsäften die Krone aufsetzen. Ob Schnittkurs auf dem eigenen Vereinsgrundstück oder im Hausgarten, Veredelungstechniken an Obstbäumen oder traditioneller Blütenspaziergang, das Vereinsjahr hatte wieder so einiges zu bieten. Schriftführerin Yvonne Haarer zeigte sich vor allem davon begeistert, dass sich die zweite Ausgabe des Kürbisschnitzens mit gemeinsamem Kürbissuppe-Essen im Stephanus-Stift als voller Erfolg erwies. „Die Teilnehmerzahl hat sich verdoppelt“, erzählte die Schriftführerin. Für das Zwetschgenfest konnte mit einem im Feuerwehrhaus angebotenen Zwetschgen-Café kurzfristig eine Alternative gefunden werden.

Ortsvorsteher Markus Speer versprach, dass die aufgrund von umfangreichen Sanierungsmaßnahmen geschlossene Gemeindehalle bis September zu 100 Prozent wieder geöffnet sein werde. Einem Zwetschgenfest in der frisch sanierten Gemeindehalle stünde also nichts im Wege. Neben dem aus 689 Geranien bestehenden Blumenschmuck für die Pyramiden im Ort brachte der OGV wieder einmal die Außenanlagen des Stephanus-Stift in Schuss.

Bei der Hauptversammlung hieß es jedoch auch Abschied nehmen. Franz Müller hörte nach 30 Jahren im Ausschuss auf. Künftig will sich der Kuppinger nur noch um die Organisation der Vereinsausflüge kümmern. Gerne erinnerte sich Franz Müller an Zeiten, als zu Hochzeiten noch mehr als 450 Bäume bestellt wurden, es noch die obligatorischen Blumenschmuckwettbewerbe gab, man sich zur ersten Sternwanderung aufmachte oder das Vereinsgrundstück zulegte. Für seine Verdienste wurde der langjährige zweite Vorsitzende mit dem Goldenen Apfel mit Goldkranz geehrt.

Zudem ernannte der OGV Franz Müller zum Ehrenmitglied. Derweil wurden Gerhard Haarer und Kassier Reiner Kaupat für 25 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet. Yvonne Haarer und Lars Heselschwerdt erhielten für jeweils fünf Jahre einen Grünen Apfel. Bei den Wahlen gab es bei den wichtigsten Posten im Vorstand nur eine Veränderung. Thomas Maier trat als zweiter Vorsitzender in die Fußstapfen von Franz Müller.